The King's Legacy
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Das Erbe des Königs
Es war einmal ein sehr alter König, der dem Ende seines Lebens nahe stand. Er hatte keine Kinder, denen er sein Königreich vererben konnte. Also entschloss er, denjenigen zu seinem Nachfahren zu ernennen, der es schaffen sollte drei Prüfungen zu bestehen. Der König war Zeit seines Lebens immer ein guter und gerechter König gewesen, und indem der die Bewerber vor seine Prüfungen stellte, wollte er dafür Sorge tragen, dass auch in Zukunft nur jemand der reinen Herzens war, die Macht erhalten sollte, über das Land und das Volk zu regieren. Doch gab es da noch den Sohn des Königs. Denn nur weil der alte König keine Kinder hatte, denen er das Königreich vermachen konnte, bedeutete das nicht, dass er keine Kinder hatte. Tatsächlich hatte der alte König einen Sohn. Dieser war bereits ein Mann. Sein Vater, der König, hatte ihn jedoch vor einigen Jahren aufgrund öffentlichen Interesses aus der Stadt verbannen müssen. Der König hatte versucht, dies zu verhindern, aber Richard, so hieß der Sohn des alten Königs, war eben einfach wirklich ein schwieriger Fall. Schon mehrfach hatte Richard versucht, seinen Vater zu töten, vom Tron zu stürzen oder sonst wie aus dem Weg zu räumen, um selbst an die Macht zu gelangen. Und so musste der König (auf Drängen seiner engsten und vertrautesten Berater) schweren Herzens seinen eigenen Sohn enterben und aus der Stadt verbannen. Und das war noch die mildeste Strafe, die der König für ihn hatte raushandeln können. Wenn es nach der Allgemeinheit gegangen wäre, würde Richards Leiche jetzt sicher irgendwo von einem Baum hängen. Doch bis heute schleicht sich Richard ab und zu (versteckt unter einer dunklen Kapuze) in die Stadt und durch seine Geheimwege hinein ins Schloss, an den Wachen vorbei zu seinem Vater, wo er ihn dann nach Geld fragt. "Ich kann dir nicht immer wieder aus der Patsche helfen, mein Sohn. Das muss irgendwann mal aufhören. Wie viel brauchst du?"
Richard lebte nun, getarnt mit einem neuen Namen auf einem Bauernhof unweit der Stadt, aus der er verbannt wurde und plante von dort aus den Sturz des Königs. Er hatte so gut wie alles verloren und sein Leben war nun nicht mehr von Macht und Wohlstand geprägt, sondern mehr so von Demut und Dankbarkeit. Er bekam einen lausigen (zumindest empfand er das so) Lohn vom Bauern, doch es reichte zum Leben. Eines Tages erfuhr Richard durch einen Flugzettel von der Wettbewerbsveranstaltung des Königs, bei der der Gewinner alleiniger Herrscher über das gesamte Königreich werden sollte. „Da sieht man mal wieder wie töricht dieser alte Narr ist!“, sagte Richard zu seinem Bücherregal und zerknüllte den Flugzettel zähneknirschend in seiner Hand. „Was sagst du? Ich soll mich dort selber bewerben? Das ist genial! Ich werde doch noch König sein! Und dieses verfluchte Land meines Vaters ist nur der Anfang! Ich werde meine Macht wie ein Feuer über die gesamte Welt ausbreiten! Alle werden mir zu Füßen liegen und mir jeden Befehl von den Lippen ablesen! Ich werde meinen rechtmäßigen Platz auf dem Tron einnehmen, koste es was es wolle!“
Richard kannte seinen Vater Recht gut und umgekehrt. Richard wusste, dass sein Vater nicht dumm war und dass es schwer werden würde eine Verkleidung zu finden, unter der sein Vater ihn nicht erkennen würde. Also ging Richard ins Gasthaus, in der Nähe des Bauernhofs, auf dem er lebte und fragte dort vertrauensvoll aussehende Leute, ob sie für eintausend Goldstücke die Aufgaben des Königs bestehen, und anschließend die Macht an ihn, Richard, abgeben würden.
Ein Junge, der sehr traurig und hilflos war, willigte schließlich ein. Er hatte bisher noch nichts von dem bevorstehendem Wettbewerb des Königs gehört und konnte die Eintausend Goldstücke gut gebrauchen. Seine Schwester war von einer bösen Hexe in einen ewigen Schlaf gehext worden. Der Zauber konnte nur durch das Wasser eines magischen Sees gebrochen werden, der jedoch weit entfernt von dem Dorf lag, in dem das Mädchen zur Zeit im Bett lag und schlief. Der Familie fehlte das Geld und das nötige Transportmittel, um sie zum magischen See zu bringen. Es war eine lange Reise dorthin. Mit den tausend Goldstücken wollte der Junge eine Kutsche mieten und seine Schwester damit zu dem Zaubersee bringen, der sie angeblich wieder aufwecken würde.
„Das bedeutet, wir haben eine Abmachung?“, sagte Richard und ein böses Grinsen wollte sich auf seinem Gesicht ausbreiten, doch er zwang sich ernst und verantwortungsbewusst auszusehen, während die beiden sich die Hände gaben. „Ich werde mich im Hintergrund aufhalten, dir helfen so gut es geht und die anderen Kandidaten aus dem Weg räumen! Aber versprich mir, dass du, wenn du gewinnst, woran ich übrigens nicht den geringsten Zweifel habe, du wirklich umgehend und unaufgefordert die Krone an mich abtrittst. Als König ist das dein gutes Recht. Kann ich mich auf dein Wort verlassen?“ Der Junge zögerte eine Sekunde. Was meinte er mit 'aus dem Weg räumen'? „Und was, wenn ich einfach so bei dem Turnier mitmache? Und danach einfach selbst König werde? Warum sollte ich das Amt dir überlassen?“ - „Na wer hat dir denn davon erzählt? Ohne mich wüsstest du nichteinmal von dem Turnier. Ich bitte dich hier demütigst um einen kleinen Gefallen und du versuchst nur deinen eigenen Vorteil rauszuschlagen. Sind alle Kinder in deinem Alter so? Dann, muss ich sagen, sieht die Zukunft wahrlich dunkel aus. Ich wäre nämlich ein guter und aufrichtiger König, weißt du? Ich will allen Kindern helfen und den Alten und den Tieren und ich will, dass jeder frei leben kann und dass niemand mehr von irgendjemandem unterdrückt wird!“ - „Warum machst du nicht einfach selbst beim Turnier mit?“, fragte der Junge. „Sieh mich doch an! Ich hätte keine Chance gegen all die Anderen da draußen. Sie glauben eben alle an falsche Werte. Aber DU, du hast das gewisse Etwas! Du bist der Auserwählte, das spüre ich einfach! Wenn es einer schaffen kann, die Prüfungen des Königs zu bestehen, dann DU! Vergeude nicht dein Talent! Tue etwas Gutes und hilf mir an die Macht zu gelangen!"
„Und wann bekomme ich die eintausend Goldstücke?“ - „Die bekommst du danach natürlich, wenn du gewonnen hast! Also, je schneller du die Aufgaben des Königs erfüllst, desto eher wirst du wieder mit deiner Schwester spielen können. Und die Hexe werde ich höchst persönlich für ihre Taten bestrafen, darauf kannst du dich verlassen! Sie wird sich wünschen, sich niemals mit dir angelegt zu haben, dem besten Freund des Königs! Ich muss jetzt los! Ich erwarte dich morgen um 10 Uhr vor dem südlichen Stadttor. Dann trägst du dich als offizieller Bewerber in die Liste ein und die Sache läuft dann quasi wie von selbst! Ich habe von der äh ich meine ich habe im Wald ein paar giftige Pilze gefunden, damit können wir schonmal ein paar Konkurrenten aus dem Verkehr ziehen!“ Richard sah den Blick des Jungen, der übrigens Fred hieß, und fügte rasch hinzu: „Keine Angst, die Pilze sind harmlos. Die setzen die Kandidaten nur vorübergehend außer Gefecht, so dass wir leichtes Spiel haben werden.“ Er rieb sich die Hände und verließ das Gasthaus.
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