Boppi Stoppelschwanz und seine Abenteuer
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Boppi Stoppelschwanz und seine Abenteuer
Changelog (spoiler):
>20 Januar 2025
- Added chapter 10 - Der große rote Knopf
- Added chapter 9 - Beißer
- Added chapter 8 - Hoppers Großmutter
>19 Januar 2025
- Added a 7th Chapter. Chapter 6 is renamed to chapter 7. No more timejumps between chapter 4,5,6 and 7.
- more details in chapter 6
- Added a thing: Mampfi ruft jetzt den Wölfen hinterher, während sie vor dem Blitz in den Wald flüchten, dass dies mit allen Wölfen geschieht, die der Wiese zu nahe kommen.
- Added chapter 5 and finished chapter 6
>18 Januar 2025
- Just addet chapter 6. Chapter 5 will come soon.
- Kapitel 3 und 4 wieder getauscht. Die Hintergrund Information gehört zum Gespräch zwischen den beiden Professoren.
- Lehrerin für Möhrenkunde ist jetzt Professor Flauschfell. Flauschiges Fell, kratziges Gemüt.
- Start writing the story
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Kapitelübersicht:
Kapitel 1 - Boppi und Bibbi Stoppelschwanz
Kapitel 2 - Hopper
Kapitel 3 - Hintergrundgeschichte: Das Bergmonster
Kapitel 4 - Möhrenkunde
Kapitel 5 - Hoppers Plan
Kapitel 6 - Die Fahndung
Kapitel 7 - Winner
Kapitel 8 - Hoppers Großmutter
Kapitel 9 - Beißer
Kapitel 10 - Der große rote Knopf
Kapitel 1 - Boppi und Bibbi Stoppelschwanz
Es war einmal ein kleiner Hase namens Boppi Stoppelschwanz. Boppi lebte mit seiner Familie und anderen Hasenfamilien auf einer Wiese auf einem Berg. Es war eine wunderbare Wiese und die Hasen führten dort ein gutes und zufriedenes Leben. Östlich an die Wiese grenzte ein dunkler Tannenwald in dem Wölfe lebten. Diese kamen jedoch nie über die Grenze zu den Hasen, da sie an einen alten Mythos glaubten, der besagt, dass die Wiese der Hasen von einem uralten Zauber vor den Wölfen beschützt wird. Doch dazu später mehr.
Als Boppi gerade mit seiner kleinen Schwester Bibbi fangen spielte, lief er gefährlich nah an den Rand des verbotenen Waldes. "Boppi bleib stehen! Du läufst zu nah an den Wald!", rief Bibbi. Boppi blieb stehen und sah verängstigt und fasziniert zugleich in den Wald. Bibbi holte ihn ein und schubste ihn weg vom Wald. "Du weißt was Vater erzählt hat. Willst du von einem Wolf gefressen werden?" Boppi zuckte bei dem Gedanken zusammen und machte sich nun endlich mit Bibbi zusammen auf den Weg zurück zu ihrem Kaninchenbau.
Es wurde langsam dunkel. Auf dem Heimweg sagte Boppi zu seiner Schwester: "Meine Freunde sagen, dass ich erst ein echter Hase bin, wenn ich alleine eine Nacht im verbotenen Wald verbracht habe. Hopper sagt, die haben das alle schon einmal gemacht und dass er selbst einmal eine ganze Woche im Wald gewesen sei und alleine gegen hundert Wölfe gekämpft hat. Vielleicht übertreibt er aber auch. Jedenfalls sagen meine Freunde in der Schule, dass ich erst Teil von ihnen bin, wenn ich diese Mutprobe bestanden habe." Bibbi blieb stehen "Das kann nicht dein ernst sein? Was bist du für ein Idiot, dass du diese Lügengeschichten dieser Volltrottel glaubst?" "Du verstehst das nicht!", sagte Boppi. "Dann wäre ich Teil ihrer Gang! Das ist so eine Art Aufnahmebedingung haben die gesagt. Warum sie danach so gelacht haben verstehe ich zwar nicht, aber ist ja auch egal. Ich muss das tun, verstehst du? Heute Nacht!" "Das werde ich Vater sagen!", sagte Bibbi. "Wie bitte?", sagte Boppi wütend. Dann beruhigte er sich plötzlich und sagte: "Nein, das war natürlich nur ein Scherz. Als ob ich so blöd bin und alleine in den dunklen Wald gehe um dort zu übernachten. Haha. Wie blöd muss man sein?" Er lachte theatralisch laut auf. Bibbi schaute ihn misstrauisch und besorgt an. "Ich will dich nicht verlieren.", sagte Bibbi und umarmte ihren Bruder.
Kapitel 2 - Hopper
Am nächsten Tag in der Hasenschule kam Hopper und seine Gang zu Boppi. "Und wie siehts aus?", fragte Hopper und stellte sich Boppi in den Weg, der gerade im Korridor auf dem Weg zum nächsten Unterricht war. "Wirst du eine Nacht im Wald verbringen? Wie wäre es mit heute?" "Weißt du Hopper, ich habs mir anders überlegt.", sagte Boppi und schaute auf den Boden. "Es ist viel zu gefährlich." "Gefährlich? Darum geht es doch du Angsthase." "Hey Hopper.", sagte plötzlich einer aus Hoppers Gang. "Du näherst dich dem Wald doch auch nicht näher als jeder andere. Wann genau warst du eigentlich eine Woche im Wald, nur mit einem Rucksack und dem aller Nötigsten und hast heldenhaft gegen einhundert Wölfe gekämpft?" Hopper wandte sich nun an den, der das gesagt hatte und kam ihm bedrohlich nah. "Willst du mich einen Lügner nennen?", brüllte er. "Wenn ihr unbedingt wollt, dann schlafe ich heute Nacht im Wald!" "Aber du musst mindestens, wie viel waren das? fünfhundert Meter tief rein gehen? Oder wie tief hast du Boppi gesagt, soll er in den Wald gehen?" sagte Bubi, ein Freund von Boppi, der das Gespräche mitbekommen hatte und nun dazu kam. "Fünfhundert?", sagte Hopper sichtlich nervös. "Sagte ich nicht 5 Meter? Also dass er sich dem Wald 5 Meter nähern muss?" "Nein, du sagtest 500 Meter tief IN den Wald gehen, und dort übernachten." "Und wenn ich nicht schlafen kann?", fragte Hopper. "Nimm dir ein Kuscheltier mit ins Bett.", sagte ein kleines Hasenmädchen aus der ersten Klasse, dass gerade vorbei gelaufen war und gehört hatte was Hopper gesagt hatte. "Mach es doch einfach so wie damals, Hopper.", sagte einer aus Hoppers Gang. "Ja, stimmt, kein Problem!", sagte Hopper und richtete seinen Pullover. "Also heute Abend. Wir treffen uns am Waldrand, beim Autowrack, wenn die Dämmerung beginnt. Ich gehe vorher nach Hause und packe ein Kuscheltier äh ich meine alles ein was ich brauche. Schlafsack, genug zu Essen. Genau wie damals, genau wie damals." Hopper murmelte mehr vor sich hin, als dass er mit irgendjemandem der Anwesenden redete. "Du musst das nicht machen.", sagte Boppi, als er Hoppers verängstigten Gesichtsausdruck sah. "Denkst du ich bin ein Angsthase? Natürlich mache ich das! Ich schlafe jedes Wochenende dort und finde schon garkeine Wölfe mehr im Wald, die ich verprügeln könnte. Glaube die sind inzwischen schon längst aus dem Wald ausgewandert wegen mir." "Dann sollte es ja kein Problem für dich sein.", sagte einer aus Hoppers Gang.
Plötzlich kam eine Lehrerin hektisch den Gang entlang gelaufen. Boppi dachte zuerst, sie würde ihm zuwinken, bis er begriff dass sie einem anderen Lehrer zuwinkte. "Professor Hasenfuß, ich habe dich gesucht. Hast du schon die Nachrichten gelesen? Gestern Nacht wurde wieder ein Hase von den Wölfen angegriffen und konnte nur knapp entkommen. Die Biester werden jeden Tag mehr hab ich das Gefühl. Vermehren sich schneller als die Kaninchen. Im Wald wimmelt es nur so von ihnen. Berichten zufolge wurden sie nachts immer häufiger außerhalb des Waldes gesichtet. Wenn das so weiter geht wird unsere gesamte schöne Wiese womöglich noch evakuiert. Und die Schule. Wo sollen wir dann hingehen? Ich habe hier meine Arbeit, meine Kinder, meine Wohnung! Was, wenn die Wölfe meine Kinder fressen? Ich habe es in der Hasenzeitung gelesen! Experten sehen eine Wahrscheinlichkeit, dass womöglich eine Krisensitzung einberufen wird, die darüber entscheiden wird ob die Wiese evakuiert wird. Das sind seriöse Quellen!" "Professor Langohr, jetzt beruhige dich erst einmal und atme tief durch.", sagte Professor Hasenfuß. "Die Wölfe werden den Wald nicht verlassen, dazu haben sie viel zu sehr Angst vor dem Bergmonster." "Aber es gibt kein Bergmonster!", sagte Professor Langohr aufgewühlt. "Das ist nur ein Mythos, der die Wölfe von der Wiese fernhält." "Siehst du?", sagte Professor Hasenfuß. "Die Wölfe müssen ja nicht wissen, dass es nur ein Mythos ist." "Vielleicht haben sie es mittlerweile schon herausgefunden?", entgegnete Professor Langohr. "Der Wald wird ihnen ohnehin langsam zu klein, so wie sich die Biester vermehren. Will garnicht wissen was die essen und woher sie ihre Beute kriegen. Wahrscheinlich überfallen sie Dörfer jenseits des Waldes und unserer Wiese." "Professor Langohr, ich bin sicher, alles wird gut. Bitte entschuldige mich, ich muss jetzt wirklich zu meinem nächsten Unterricht. Und ihr?" Er sprach nun mit mit Boppi, Bubi, Hopper und den anderen, die ihr eigenes Gespräch unterbrochen und gespannt das Gespräch ihrer Lehrer belauscht hatten. "Müsst ihr nicht auch zum Unterricht?"
Die Gruppe zerstreute sich und es dauerte eine Weile bis jeder ausfindig gemacht hatte in welche Richtung er oder sie hoppeln musste, wobei Hopper am häufigsten die Richtung wechselte, weil ihm einzig und allein daran gelegen war, alleine zu sein und mit niemandem von ihnen den Weg zu teilen. Boppi und Bubi machten sich gemeinsam auf den Weg zum Möhrenkunde Unterricht. "Sollen wir einem Lehrer bescheid sagen?", fragte Boppi an Bubi gewandt. "Was meinst du?", fragte Bubi. "Na wegen Hopper.", sagte Boppi. "Warum denn?", sagte Bubi akzelzuckend und Boppi sah, wie er sogar leicht grinste. "Der Mistkerl hat es doch verdient und will es selber so. Geschieht im sogar recht, wenn du mich fragst. Ich meine, so gemein wie er alle immer behandelt." "Was? Getötet zu werden, meinst du, geschieht ihm recht?", fragte Boppi. Dann sagte er entschieden: "Ich werde direkt nach dem Möhrenkunde-Unterricht zu Professor Hasenfuß gehen und ihm von der Sache mit Hopper erzählen." Dann erreichten sie auch schon den Garten, wo der praktische Möhrenkunde Unterricht stattfand.
Kapitel 3 - Hintergrundgeschichte: Das Bergmonster
Die sogenannte Wunderwiese, auf der die Hasen zusammen lebten (und einen beinahe menschliche Zivilisation aufgebaut haben, mit politischen Infrastrukturen samt Einwohnermeldeamt und allem) erhielt ihren Namen vor mehreren Hundert Jahren von ihrem Entdecker 'Mampfi Möhrenzahn', der an diesem Ort damals Zeuge eines erstaunlichen Wunders wurde.
Mampfi entdeckte damals durch Zufall zusammen mit einer Gruppe Flüchtlingen die Wiese, als sie auf der Suche nach einem neuen und sicheren zuhause waren, nachdem sie ihr altes Zuhause verlassen mussten, weil zum Beispiel dort wo ihr Kaninchenbau war, ein Autoparkplatz für Menschen gebaut wurde oder weil ein Wildjäger in ihrem Wald sein Unwesen treibt.
Viele dieser Flüchtlinge schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und suchten gemeinsam ein neues Zuhause. Als Mampfi Möhrenzahn dann mal kurz für kleine Kaninchen hinter einem Baum verschwinden musste, so heißt es in der Legende, sah er sie. Die paradiesischste Wiese, die jemals ein Kaninchen gesehen hat. Mampfi holte schnell die Anderen aus der Gruppe und auch sie waren schlicht überwältigt von dem was sie sahen. Eine Wiese hoch oben auf dem Berg, mit wild wachsenden Möhren und köstlichen Gräsern, soweit das Auge nur reichte und sogar mit einem großen Teich. Mampfi schlug der Gruppe vor, eine Zeit lang hier zu bleiben und sich auszuruhen. Alle waren sofort einverstanden und machten sich über die Karotten her.
Den Hasen gefiel es auf der Wiese so gut, dass sie beschlossen dort zu bleiben und sich ein neues Leben aufzubauen. Das funktionierte auch wunderbar, denn Essen gab es mehr als genug für alle. Die Hasen begannen sich unterirdische Häuser zu bauen und es entstand ein Marktplatz, später kam das erste Rathaus und so wuchs die Hasenstadt in der Wunderwiese. Doch alles fand größtenteils unterirdisch statt.
Eines Tages erkundete Mampfi Möhrenzahn, der zum obersten Bürgermeister der Stadt erklärt wurde, die nähere Umgebung der Wiese und entdeckte den dunklen Nadelwald, in dem die Wölfe lebten. Während einer schrecklichen Begegnung mit ein paar von ihnen versuchte sich Mampfi mit Worten zu retten und sagte zu den Wölfen: "Ihr wisst garnicht wer ich bin! Ich bin oberster Bürgermeister von dieser Wiese. Ihr dürft mich nicht fressen! Das würde für euch schreckliche Konsequenzen haben! Fragt mal den Justizvollstreckungsbeauftragten in unserem Aufsichtsrat! Der wird euch das nicht durchgehen lassen! Mich umzubringen wird euch lebenslänglich ins Gefängnis bringen!" Die Wölfe brachen in lautes Gelächter aus. "Ins Gefängnis", wiederholten sie mit Mühe dabei nicht zu lachen. "Wo ist denn dein Justiz Beauftragter?", fragte der Wolf, der Mampfi am nächsten war und kam Mampfi nun unangenehm nah.
Plötzlich schlug ein Blitz in den Berg ein und löste eine Steinlawine aus, die zwar nur aus der Ferne zu hören war, doch die den Wölfen eine solche Angst einjagte, dass sie panisch davon rannten und in ihrem Rudel die Botschaft verbreiteten, dass die Hasen-Wiese von einem mächten Zauber beschützt wird und dass ein sogenannter "Justizbeauftragter" der Hasen mit Blitzen werfen und Berge zerschmettern kann. Mampfi hatte, wie er später in seinen Niederschriften berichtete, den Wölfen noch hinterher gerufen: "Genau das wird euch geschehen, wenn ihr es wagt dieser Wiese noch einmal zu Nahe zu kommen!"
So kam es, dass die Wölfe es viele, viele Jahre lang nicht mehr wagten einen einzigen Fuß auch nur in die Nähe der Wunderwiese zu setzen, weil sie glaubten dass ein mächtiger Zauber die Hasen dort beschützen würde. Nachdem die Wölfe vor dem Blitz geflüchtet waren, kehrte Mampfi Möhrenzahn in die Stadt zurück und gab ihr den Namen "Wunderwiese".
Kapitel 4 - Möhrenkunde
Bitte entschuldigt den kleinen Ausflug in die Vergangenheit. Also, zurück zu unserer Geschichte. Die Klasse stellte sich um ein Möhrenbeet herum auf, vor dem Professor Flauschfell stand und zur Klasse redete. Boppi und Bubi nannten sie aus Spaß manchmal 'Wuschel' oder 'Professor Wuschel' Professor Flauschfell war ein rundliches Kaninchen mit sehr flauschigem Fell. Professor Flauschfell sagte laut, damit die gesamte Klasse sie hören konnte: "Nachdem wir gestern im Theorieunterricht gelernt haben, wer der Entdecker der Möhre war und uns bereits ein paar Möhrensorten näher angesehen haben, möchte ich jetzt gerne von einem von euch 2 Möhrensorten genannt bekommen und welche Eigenschaften sie auszeichnen. Niemand? Na dann Boppi, weil du dich ganz offensichtlich hinter dem Baum versteckst. Komm bitte hervor und nenne uns wenigstens eine Möhrensorte." Boppi trat schüchtern hinter dem Baum hervor und dachte nach. "Die Rodelika Möhre", sagte Boppi, und sagte damit nur das nach, was ihm gerade Binki zugeflüstert hatte. "Bekannt für äh" Boppi sah hilfesuchend zu Binki, die ihn nicht hängen ließ und flüsterte: "Bekannt für den Anbau auf schweren Böden und lange Lagerdauer." "Danke Binki, das ist korrekt.", sagte Professor Flauschfell und zog sich Handschuhe an. "Für alle, die Binkis Geflüster nicht verstanden haben, wendet euch an Binki. Sie wird es euch erklären. Wie dem auch sei, zufällig habe ich hier ein Beet mit Rodelika Möhren vorbereitet. Aber ich bin sicher, Boppi, das hast du schon erkannt, nicht wahr?" Professor Flauschfell schien bemerkt zu haben, dass sie leicht die Fassung verlor, räusperte sich und fuhr nun mit lauter und gebieterischer Stimme an die Klasse gewandt fort: "Rodelika Möhren zeichnen sich außerdem durch ihre orangenen und abgestumpften Wurzeln aus und-" Boppi wandte sich an Bubi und flüsterte: "Was meinst du was Hopper gerade macht? Glaubst du er lässt für heute den Unterricht sausen und bereitet sich auf die Nacht im Wald vor?" Bubi antwortete nicht, doch beide wechselten bedeutungsvolle Blicke. "Auf jeden Fall ist er verrückt geworden.", sagte Bubi. "Ich meine noch verrückter, als er ohnehin schon war.".
Kapitel 5 - Hoppers Plan
Hopper ging an diesem Tag tatsächlich früher nach Hause, um sich auf seine Nacht im Wald vorzubereiten. Die Lehrer, sowie ausnahmslos alle Schüler (insbesondere diejenigen die von Hopper am häufigsten schikaniert wurden) empfanden seine Abwesenheit als wohltuend und so stellten die Lehrer keine Fragen und taten während ihres Unterrichts so, als wäre die Klasse vollständig.
Als Hopper zuhause ankam, drehte er in seinem Zimmer laut Rockmusik auf, leerte seinen Schulrucksack auf dem Boden in der Mitte seines Zimmers und stopfte eine Decke sowie sein geliebtes Kuscheltier hinein. Es war eine Giraffe und ihr Name war "Giraffilein". Als er Giraffilein in die Augen sah, während er sie in den Rucksack stopfen wollte, hielt Hopper kurz inne. Dann sprach er zu seinem Kuscheltier: "Was soll ich nur machen, Giraffilein? Ich kann doch nicht in den Wald gehen! Ich würde keine 5 Sekunden überleben! Wie bitte, Giraffilein? Ich soll allen die Wahrheit sagen und nicht in den Wald gehen? Giraffilein, da sieht man wieder wie schwach du bist. Emotionen und Empathie ist eine Schwäche der Menschen, die ich nie verstanden habe. Man muss im Leben Macht ergreifen, oder denen folgen, die es tun. So läuft die Welt nunmal. Und du bist auf der falschen Seite, Giraffilein! Ich glaube nämlich, ich sollte meine Freunde und die Anderen anlügen und nur so tun als würde ich in den Wald gehen. Ich sollte am vereinbarten Treffpunkt eine Spur hinterlassen, einen Schuh zum Beispiel, so dass alle denken, dass ich bereits in den Wald gegangen sei. Doch in Wahrheit liege ich schön gemütlich bei meiner Oma auf dem Sofa und gucke Fernsehen. Ich sage ihr einfach, dass unser Hasenbau gerade renoviert wird und ich deshalb für eine Nacht bei ihr schlafen muss. Das ist perfekt!"
Hopper schlich sich in die Küche seiner Mutter, machte sich ein paar Sandwiches und packte sie in seinen Rucksack ein, sowie eine leere Plastikflasche, die er mit Wasser füllte. Seine Oma wohnte weit weg, auf einem Hügel im nördlichen Teil der Wunderwiese. Hoffentlich würde seine Oma ihm wieder diese leckeren Kekse backen, die Hopper so liebte.
Kapitel 6 - Die Fahndung
Währenddessen in der Hasenschule: Nach dem Möhrenkunde Unterricht sagte Boppi zu Bubi: "Also, wir machen es genau so wie geplant! Du redest mit Wuschel oder Hasenfuß oder am besten mit beiden und sagst ihnen alles was du weißt. Binki und ich gehen zu Hopper nach Hause und versuchen ihn zu überzeugen nicht in den Wald zu gehen!"
Boppi und Binki erreichten Hoppers Haus und klingelten. Eine Hasendame mittleren Alters öffnete die Tür. "Guten Tag, wir sind Freunde, ich meine Klassenkameraden von Hopper.", sagte Boppi. "Ist er zufällig zuhause?" "Nein", sagte die Dame desinteressiert und ihre Stimme klang nach 20 Schachteln Zigaretten am Tag. Außerdem roch sie nach Alkohol. Sie sagte: "Der Nichtsnutz hat vor einer Stunde das Haus verlassen. Sagt, er will heute im dunklen Wald übernachten. Soll ich euch übrigens von ihm ausrichten. Was für ein Vollidiot! Betet zu Gott, dass ihn die Wölfe fressen! Wisst ihr, was der Junge mich kostet? Was schaut ihr mich so an? Das war natürlich nur ein Witz! Und jetzt entschuldigt mich bitte, meine Lieblingssendung läuft gleich im Fernsehen und ich wollte mir vorher noch Erdnussbuttertoasts schmieren. Einen schönen Tag noch." Mit diesen Worten knallte sie die Tür zu.
Boppi und Binki standen eine geschlagene Minute vor der Tür und konnten es einfach nicht fassen. Dann sagte Binki schließlich: "Das erklärt Einiges. Was sollen wir jetzt machen?" "Wir gehen zum alten Autowrack, was sonst?", sagte Boppi. "Los, wir müssen uns beeilen!"
Es begann langsam zu dämmern. Sie erreichten das alte Autowrack, wo sie sämtliche Lehrer, so wie die Polizei vorfanden, die den Rand des Waldes absuchten, doch in den Wald hinein zu gehen, schien keiner der Polizisten zu wollen. Boppi entdeckte Professor Langohr, die unter einer Wärmedecke steckte und einen heißen Kaffe trank, den ihr die Polizei gegeben hatte. Sie heulte und schluchzte ständig laut auf und sagte immer wieder: "Warum? Warum ist die Welt so grausam? Er war doch noch so jung!" Bei ihr war Bubi und versuchte sie zu beruhigen. Boppi und Binki gingen rasch zu ihnen hinüber. "Was ist passiert?", fragte Boppi unvermittelt. "Sie haben nur noch einen Schuh von ihm gefunden.", sagte Bubi. "Direkt an der Waldgrenze. Die Polizei hat schon alles abgesucht, aber außer dem Schuh haben sie keine Spur von ihm gefunden." "War die Polizei denn schon einmal IM Wald und hat dort nachgesehen?", fragte Boppi. "Die Polizei hat gesagt das hat keinen Zweck.", sagte Bubi. "Sie sagen, wenn Hopper wirklich im Wald ist, dann ist er bereits tot und es stünde nicht im Verhältnis zum Risiko dem sich die Suchtruppen aussetzen würden, wenn sie selber den Wald betreten. So hat es zumindest der Pressesprecher der Polizei vorhin gesagt." Boppi drehte sich um und sah in den Wald, der schaurig vom Blaulicht der Polizei beleuchtet wurde. "Wir sehen uns später!", sagte Boppi und eilte plötzlich los, wobei ihm noch das Wort 'Hoffentlich' durch den Kopf ging. "Wo willst du hin?", riefen Binki und Bubi gleichzeitig, doch Boppi rannte weiter, ohne ihnen zu antworten. Professor Langohr rief ihm hinterher: "Du bist ein Held, Junge! Rette ihn!" Sie lachte laut auf und Bubi und Binki nahmen nun einen starken Geruch von Alkohol war. In Professor Langohrs Tasse schien sich nicht nur Kaffe zu befinden.
Boppi schlich sich an den Polizisten vorbei und ihm gelang es ohne große Mühe unbemerkt in den Wald zu gelangen. Als er den Wald betrat, wurde es auf einen Schlag unheimlich dunkel um Boppi herum. "Hopper?", sagte Boppi leise. "Bist du hier irgendwo?" Vorsicht ging er weiter in den Wald hinein.
Kapitel 7 - Winner
Boppi hörte einen Wolf laut aufheulen. Er gab sich einen Ruck und ging immer tiefer in den Wald hinein. Es war kein einziger Wolf zu sehen. "Hopper?", flüsterte Boppi ganz leise. "Bist du hier irgendwo?" Boppi ging immer weiter. Plötzlich hörte Boppi ein leises wehklagendes jaulen, nur etwa 10 Meter von ihm entfernt. Boppi erschrak fast zu Tode. Es war ein Wolf, offensichtlich ein junger Wolf, der mit seinem Fuß in einer Falle feststeckte, die der Bauer aufgestellt hatte, um die Wölfe daran zu hindern die Hasen auf der Wunderwiese zu fressen.
Der Wolf, der keine Anstalten machte sich auf Boppi zu stürzen, bat Boppi nun flehend ihn zu befreien. Doch Boppi, starr vor Angst, sagte mit zitternder Stimme: "Du bist ein Wolf. Ich kann dich nicht befreien. Tut mir leid. Du wirst mich sicher fressen." Boppi wandte sich zum gehen ab, doch der Wolf rief: "Warte! Bitte geh nicht!" Seine Stimme klang so ängstlich und verzweifelt, dass Boppi stehen blieb und zögerte. "Du bist ein Wolf!", sagte Boppi erneut und entfernte sich einen weiteren Schritt. "Wenn ich dich befreie, wirst du mich sicher fressen!" Der kleine Wolf jaulte laut auf. Dann sagte er mit gequälter Stimme: "Ich bin nicht wie die anderen Wölfe! Ich glaube an den Frieden und an eine friedliche Ko-Existenz unter allen Lebewesen! Zumindest wünsche ich mir das. Ich esse sogar vegetarisch!", fügte der Wolf hinzu und schaute Boppi ernst in die Augen. "Das würde jeder Wolf behaupten, nur damit ich ihn befreie! Woher weiß ich, dass du nicht lügst?" "Siehst du nicht wie abgemagert ich bin? Mein Vater ist der Anführer der Wölfe und er hasst mich, weil ich anders bin. Deswegen sorgt er dafür, dass ich aus der Familie ausgeschlossen werde und vom Rudel als Rang-Unterster behandelt werde. Er lässt wahrscheinlich nichtmal jemanden nach mir suchen. Aber das würde wohl auch keinen Unterschied machen. Wahrscheinlich würden sie mich hier einfach liegen lassen. Es wäre meinem Vater nur Recht wenn ich sterbe. Aber die sind ohnehin gerade auf der großen Versammlung im Zentrum des Waldes. Niemand wird merken, dass ich weg bin. Ich sollte heute einen Spähertrupp begleiten, der nach dem Justizbeauftragten suchen sollte um seine Existenz zu überprüfen. Immer mehr Wölfe zweifeln an der Existenz dieser Legende." - "Ist ja auch nur eine Geschichte. In Wahrheit hat einfach nur ein Blitz in den Berg eingeschlagen.", sagte Boppi ohne nachzudenken. "Wer daran glaubt muss wirklich blöd sein. Sogar in der Wunderwiese glauben manche Hasen wirklich an das Bergmonster und den Justizbeauftragten, ist das zu glauben? Übrigens, hast du hier einen Hasen vorbeikommen sehen? Groß und muskulös? Mit einem ziemlich fiesen Grinsen im Gesicht?" "Nein, tut mir leid.", sagte der Wolf, der immer noch über das nachdachte, was Boppi über die Sache mit dem Justizbeauftragten gesagt hatte.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte Boppi. "Meinen Namen willst du wissen?", fragte der Wolf und schloss die Augen. "Mein Vater nennt mich seit Jahren immer nur noch 'Loser'. Ich glaube, das ist sogar mein Name. Ich bin 'Loser'." Der Wolf legte sich traurig auf den Boden und rollte sich ein, so gut er es mit der Falle am Bein konnte, doch jaulte laut auf vor Schmerzen.
"Lass mich mal sehen.", sagte Boppi und näherte sich jetzt vorsichtig dem Wolf, der dem Hasen nun seine verletzte Pfote entgegen streckte. Eine scharfe Metallklammer hatte um das Bein des Wolfes zugeschnappt und sich tief ins Bein gebort. Boppi sah hoch zum Wolf, der noch immer nicht den Anschein gemacht hatte Boppi fressen zu wollen, hielt sich nun eine seiner gesunden Pfoten vor die Augen und sagte: "Entschuldigung, ich kann einfach kein Blut sehen? Und was sagst du? Muss ich sterben?" "Nein!", sagte Boppi mit einer Sicherheit in der Stimme, die niemanden überzeugte. Ob die Hasenheilerin der Wunderwiese das wieder hinkriegen würde? Ob sie überhaupt einen Wolf behandeln würde? Boppis Herz raste, während er verzweifelt versuchte die Falle zu öffnen, doch er schaffte es nicht. "Ich schaffe es nicht ohne Hilfe.", sagte Boppi. "Ich muss Hilfe holen. Wie lange sind die anderen Wölfe noch auf der Versammlung oder was auch immer?" "Das ist schwer zu sagen.", sagte der Wolf. "Manchmal dauert es die ganze Nacht, manchmal nur ein paar Stunden. Aber ich glaube die haben zur Zeit viel zu besprechen, so genau weiß ich es aber nicht, weil mein Vater mich aus allen Versammlungen ausschließt."
"Weißt du was?", sagte Boppi schließlich und richtete sich auf. "Ich glaube dir. Und ich gebe dir einen neuen Spitznamen! Wie wäre es mit "Winner"? Der Wolf lächelte. "Das würde mir gefallen.", sagte er. "Winner der Gewinner. Ja das passt zu mir. Winner der Gewinner." Doch dann wurde er mit einem Mal wieder traurig und sagte: "Aber erstmal muss ich hier aus der Falle herauskommen." "Ich hole Hilfe, warte hier auf mich!", sagte Boppi und zögerte dann. "Also du kannst ja eh nicht weglaufen, bitte entschuldige." "Bitte beeil dich einfach!", sagte der Wolf. Boppi rannte zurück zur Wunderwiese.
Kapitel 8 - Hoppers Großmutter
Hopper kam endlich am Haus seiner Großmutter an und klingelte an der Tür. Diese öffnete sich zu Hoppers großer Erleichterung und da stand seine Großmutter, die er, wenn Hopper so darüber nachdachte, vielleicht ein wenig häufiger hätte besuchen sollen in den letzten Jahren. "Junge, du bist es. Was für eine Überraschung. Du bist groß geworden. Komm doch rein, komm doch rein. Man, wie lange ist es her das wir uns das letzte Mal gesehen haben?" "Viel zu lange!", sagte Hopper und betrat das Haus seiner Großmutter. Es roch stark nach alten Menschen. "Großmutter", begann Hopper unsicher. "Unser Hasenbau wird gerade renoviert und ich wollte fragen, ob ich heute Nacht hier schlafen kann. Du hast doch oben ein Gästezimmer." "Ja natürlich, kein Problem.", sagte seine Oma. "Wo schlafen denn deine Eltern? Und wie geht es denen überhaupt? Man ich höre ja so selten von euch." "Die haben sich ein Hotel genommen.", log Hopper mühelos. "Aber ich habe gesagt, dass ich lieber meine gute alte Oma besuchen möchte als in einem 5 Sterne Hotel zu übernachten." "Fünf Sterne?", fragte die Großmutter beeindruckt. "Hat deine Mutter endlich einen Job gefunden? Hätte ruhig auch herkommen können. Platz habe ich hier genug. Oder will sie mich nicht sehen? Das verstehe ich natürlich.", sagte sie und lachte. "Ist sie noch mit diesem Typen zusammen? Wie heißt der nochmal? Aber was rede ich, soll ich dir etwas zu Essen machen? Hast du Hunger?" "Ja, das wäre nett.", sagte Hopper. "Und er heißt David. Und es ist kompliziert." Die Oma ging in die Küche und fing an Essen für Hopper zu kochen und sagte: "Du kannst deine Sachen nach oben bringen, du kannst im rechten Gästezimmer schlafen." Hopper brachte seine Tasche nach oben in sein Zimmer, kam dann wieder nach unten, ging ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher an und legte sich aufs Sofa. Er zappte durch die Fernsehkanäle, bis er einen Sender gefunden hatte, der ihm gefiel. Es war der Sportsender bei dem gerade ein brutaler Wrestling kampf übertragen wurde. Als die Oma mit Tellern und Besteck ins Wohnzimmer kam, schimpfte sie: "Zieh die Schuhe aus wenn du auf dem Sofa liegst! Und wehe du verstellst mir da irgendwas an der Fernbedienung! Und kein PayTV! Ich zahle bis heute die letzte Rechnung ab, die du damals verursacht hast!" Die Großmutter stellte die Teller auf den Esstisch, legte das Besteck daneben und ging zurück in die Küche. Plötzlich wurde der Wrestling kampf unterbrochen, von, wie es hieß, einer wichtigen Sondermeldung. Zu sehen war nun ein Moderator vor einem alten Autowrack, im Hintergrund der verbotene Wald. Der Moderator stand genau dort, wo Hopper seinen Schuh hingeworfen hatte, um eine falsche Spur zu legen. "Hasenjunge vermisst", hieß es im Titel des Nachrichten Beitrags. Hopper griff panisch nach der Fernbedienung und senkte die Lautstärke. Nach einer Ewigkeit fing der Moderator an zu sprechen, er schien nicht verstanden zu haben, dass er bereits live ist. Hopper drehte sich alle zwei Sekunden um, aus Angst, dass seine Oma aus der Küche kam. Doch diese brutzelte gerade scheinbar Fett in der Pfanne und das war so laut, dass sie bestimmt nichts hören würde. "Meine Damen und Herren", sagte der Moderator endlich. "Ich stehe hier an einem schrecklichen Unfallort, zumindest spricht alles dafür, dass sich hier ein grausamer Todesfall zugetragen hat. Wahrscheinlich wurde der seit heute Nachmittag vermisste Hopper brutal von einem Wolf angefallen und in den Wald verschleppt. Die Polizei sucht bereits seit Stunden und auch Freunde und Lehrer seiner Schule sind hier. Es sind tragische Bilder." Dann gab es einen Schnitt und zu sehen war Professor Langohr, die laut wehklagte: "Das wird uns bald allen widerfahren, wenn wir die Zeichen nicht deuten! Er war doch noch so jung! Warum ist die Welt nur so ein finsterer Ort!" Dann gab es wieder einen Schnitt, und zusehen waren Bubi und Binki. Bubi sagte: "Er war ein ziemlicher Mistkerl und hat alle schlecht behandelt und er wollte ja freiwillig in den-" Binki stieß ihm hart in die Rippen. "Äh ich ich meine", fuhr Bubi mit schmerzerfüllter Stimme fort: "Wir trauern um unseren hochgeschätzten Klassenkameraden und Freund und Helfer und" Dann wurde zurück zum Moderator geschnitten. "Liebe Zuschauer, ihr seht, es ist ein Schock für alle, was hier passiert ist. Der Junge gilt noch immer als vermisst. Wenn ihr ihn seht (jetzt wurde ein Foto von Hopper eingeblendet mit einer Telefonnummer), ruft bitte die Polizei oder diese Nummer hier an." Hopper drückte auf den Knopf auf der Fernbedienung um den Sender zu wechseln. Doch auf dem nächsten Sender lief der gleiche Beitrag, nur zeitversetzt. Und so war es auf allen Sendern. Hopper versank immer tiefer im Sofa. Dann schaltete er den Fernseher aus. Seine Oma kam rein, mit einem köstlich riechendem Essen, stellte es auf den Tisch und sagte: "Kommst du, Hopper? Ich habe dein Lieblingsessen gemacht und schonmal die Zutaten für den Teig rausgesucht, damit ich dir die Kekse backen kann, die du immer so gerne magst." Hopper versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen, und schnitt eine Grimasse. Er setzte sich zu seiner Oma, und tat sich Essen auf den Teller.
In dieser Nacht fand Hopper keine Ruhe und erst recht keinen Schlaf. Er lag mit offenen Augen und hellwach in seinem Bett. Er hatte irgendwie so ein dumpfes Gefühl, dass die ganze Sache vielleicht ein böses Nachspiel haben könnte, wenn er jetzt nicht jeden Schritt genau plante. Als erstes musste er das Kabel vom Fernseher seiner Oma durchschneiden, damit sie morgen keine Nachrichten gucken konnte. Ebenfalls würde er die Zeitung abfangen müssen. Dann musste er eine neue Identität annehmen, das war ganz klar. Er würde nie wieder in sein eigenes Leben zurückkehren können.
Hopper stand von seinem Bett auf, zitterte kurz weil es so kalt war außerhalb seiner warmen Bettdecke, schlich sich muksmäuschenstill hinunter ins Erdgeschoss, wo er zuerst in die Küche schleichen und sich eine Schere nehmen wollte mit der er das Kabel vom Fernseher durchschneiden konnte, doch als er unten im Flur ankam, hörte er plötzlich Geräusche aus dem Wohnzimmer. Hopper schlich sich zur Wohnzimmertür, die immer offen stand und bekam einen Schock. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. Der Raum war dunkel und wurde nur durch die Mattscheibe des Fernsehers beleuchtet. Seine Oma saß vor dem Fernseher, mit dem Rücken zur Tür in ihrem Sessel und im Fernsehen lief ein Beitrag über seinen vermeintlichen Tot. Der Sprecher sagte gerade: "Vertraulichen Quellen nach ist Hopper freiwillig in den Wald hinein gegangen, um seine Mitschüler zu beeindrucken."
Hopper trat ins Wohnzimmer und sagte laut: "Ich kann das alles erklären!". Seine Oma lies einen lauten Schnarcher hören. Hopper ging um den Sessel seiner Oma herum, sah ihr ins Gesicht und stellte fest, dass sie tief und fest schlief.
Der Sprecher im Fernsehen sagte: "Das waren die neusten Updates, wir melden uns wieder wenn wir genaueres wissen. Wir schalten zurück zum regulären Fernsehprogramm." Es gab einen Piepton und nun war zu sehen wie eine bunt gekleidete Frau kosmische Karten auslegte und den Zuschauern ihre Zukunft vorraussagte, sofern sie für teures Geld anriefen.
Hopper griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Er schlich sich in die Küche und suchte nach der Küchenschere, achtsam darauf bedacht, nicht das leiseste Geräusch zu machen. Er fand die Schere in einer Schublade. Jetzt schlich er sich mit der Schere in der Hand zurück ins Wohnzimmer oder hatte dies zumindest vor, erschrak jedoch fast zu Tode, als plötzlich der dunkle Umriss seiner Oma in der Wohnzimmertür auftauchte, während sie in den Flur schlurfte. "Noch wach?", fragte seine Oma. "Ne, muss nur kurz auf Toilette.", sagte Hopper und versteckte die Schere hastig hinter seinem Rücken. "Oben ist auch ein Badezimmer, das weißt du doch.", sagte seine Oma. "Ach stimmt, hab ich ganz vergessen. Naja, dann gute Nacht." Hopper ging nun ins Badezimmer, obwohl er garnicht auf Toilette musste. Hatte sie den Fernsehbeitrag gesehen und sagte nur nichts? Wollte sie bis morgen warten? Hopper wartete bis er die Schlafzimmertür von seiner Großmutter ins Schloss fallen hörte und schlich sich dann auf leisen Sohlen ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Es lief noch immer die Sendung mit der Wahrsagerin. Er schaltete den Fernseher wieder aus, zog das Kabel aus der Steckdose und wollte gerade das Kabel durchschneiden, als ihm in den Sinn kam, dass es womöglich reichen würde einfach nur den Stecker zu ziehen. Die Steckdose war sogar für den sportlich gebauten Hopper so schwer zugänglich und so dermaßen eingestaubt, dass es für seine Oma unmöglich sein musste die Steckdose zu erreichen. Wahrscheinlich würde sie ihn morgen bitten nachzuschauen, wo das Problem liegt. Oder sie würde ihn für das Problem verantwortlich machen und einen Techniker anrufen. Es wäre schwierig ein durchgeschnittenes Kabel zu erklären. Hopper lies die Schere sinken. Das war knapp. Dann bekam er es mit der Angst zu tun. Was, wenn der Techniker ihn aus dem Fernsehen erkennen würde? Ihm wurde heiß. Er ging zurück in sein Zimmer.
Kapitel 9 - Beißer
Winner schaute Boppi nach, bis dieser nicht mehr zu sehen war. Dann seufzte er und ließ sich wieder zu Boden sinken. Der Hase würde nicht zurückkommen, dachte Winner und starrte traurig in die Dunkelheit. Er hatte so doll Hunger, dass es wehtat. Plötzlich trat eine große schwarze Gestalt aus der Dunkelheit und blieb vor Winner stehen. Es war der gemeine Wolf Beißer. Er war oberster Söldner und Kriegsberater des Alphawolfes, Winners Vater. "Habe ich da gerade richtig gehört?", sagte Beißer mit ruhiger aber erregter Stimme. "Die Legende ist eine Lüge? Es gibt keinen Justizbeauftragten der uns etwas anhaben könnte? Keine Magie, die uns daran hindert die Hasen auf der, wie nennen sie es, Wunderwiese, zu fressen?" Während er sprach kam er Winner immer näher, der zurückwich bis die Kette es nicht weiter zuließ. "Keine Blitze die uns treffen werden, keine Bergmonster die uns auffressen werden? Weißt du was, Loser? Ich war nicht der Einzige, der euch zwei Hübschen belauscht hat. In diesem Moment ist ein weiterer Wolf, ein persönlicher Begleiter von mir, auf dem Weg zu deinem Vater, um ihm die freudige Botschaft mitzuteilen."
"Der Hase ist bestimmt nur ein Spinner!", sagte Winner. "Er weiß nicht wovon er redet! Es hat ja nie ein Wolf gewagt, je wieder die Wiese zu betreten." Im selben Moment bereute er seine Worte. "Du hast Recht.", sagte Beißer. "Wir müssen einen Test machen." Mit einer Pfote drückte Beißer die Klammer, die Winner gefangen hielt auf den Boden während er mit seinem Unterkiefer die Klammer aufbog, bis sie mit einem lauten Knall aufsprang und Metallsplitter in sämtliche Richtungen schossen. "Wenn du versuchst wegzurennen, werde ich dich töten. Verstanden?" "Ja, verstanden.", sagte Winner. "Wir beide gehen jetzt zur Grenze, und du wirst das Versuchskaninchen sein, alles klar? Irgendwelche Einwände? Na dann los, beweg dich! Dein Vater wäre bestimmt stolz zu hören, dass du dich der Wissenschaft geopfert hast." "Warum bist du eigentlich nicht bei der Versammlung?", fragte Winner. "Ach weißt du, aus irgendeinem Grund fand ich es spannender herauszufinden wo du bist und was du machst. Offensichtlich war ich da der einzige Wolf des ganzen Rudels, der sich gefragt hat wo du steckst. Dein Vater schien nichtmal bemerkt zu haben, dass du weg bist. Ich sagte deinem Vater, ich würde später zur Versammlung dazu stoßen, da ich noch eine Angelegenheit zu prüfen hätte, die sich leider nicht verschieben lässt. Siehst du welche Macht ich habe? Siehst du, wie wichtig ich bin? Selbst der König unseres Rudels wartet auf mich und meine Angelegenheiten. Und wie es aussieht hat sich meine kleine Beschattung gelohnt."
Sie gingen immer weiter in Richtung Waldgrenze. "Aber nichtsdestotrotz sollten wir uns beeilen, denn zugegeben, ich will die Geduld deines alten Vaters nicht ohne Grund strapazieren." "Warte!", sagte Winner plötzlich und blieb stehen. "Was ist?", sagte Beißer und knurrte Winner wütend an. "Nichts, aber wenn wir warten strapazieren wir die Geduld meines Vaters." Beißer, der mindestens doppelt so groß war wie Winner, kam ihm nun ganz nah und sagte leise: "Das war lustig. Doch noch so ein Ding und du bist tot." Winner war in aller Verzweiflung kurz davor Beißer erneut zu provozieren, doch dann kam ihm eine bessere Idee und er schwieg.
Sie gingen weiter. Als sich der Wald langsam lichtete und das Ende in Sicht war, sahen sie das Blaulicht der Hasen-Polizei, die noch immer auf der Suche nach Hopper war. "Was ist da los?", fragte Beißer. "Ich weiß es auch nicht.", sagte Winner langsam, und rannte dann plötzlich wie um sein Leben in Richtung des Blaulichts und schrie: "DIE WÖLFE KOMMEN! SIE WERDEN HEUTE NACHT DIE WIESE ANGREIFEN! FLIEHT! BRINGT EUCH IN SICHERHEIT!" Dann machte er kehrt und stürzte sich auf Beißer, der ihn mühelos abwehrte. Winner stürzte zu Boden, rappelte sich wieder auf und rannte gerade noch rechtzeitig los, um Beißer auszuweichen der sich auf ihn gestürzt hatte. Um Beißer von den Hasen wegzulocken, rannte Winner wieder in den Wald hinein, doch wurde schnell von Beißer eingeholt und genau in dem Moment als Beißer sprang, sein Maul öffnete und Winner die Kehle durchbeißen wollte, schlug jemand oder etwas Beißer ins Gesicht, so dass dieser für eine Sekunde nichts sah, die Orientierung verlor und gegen einen Baumstamm krachte. Für einen Moment lag Beißer bewusstlos am Boden. "Lauf weg Winner!", schrie Boppi in die Dunkelheit. Und die Dunkelheit antwortete: "Sie wissen es! Sie haben uns belauscht! Sie werden kommen! Wahrscheinlich heute Nacht!" Dann kam Beißer wieder zu sich und richtete sich auf, wenn auch etwas wackelig. Etwas Rotes hatte sich auf ihn gestürzt. Doch was war es gewesen? Und wo war es jetzt? "Hier drüben!", rief eine Stimme von rechts. Der Wolf wandte sich um und bekam im selben Moment von der anderen Seite einen heftigen Schlag gegen den Kopf. Es war wieder dieses elende rote Ding gewesen. Beißer schnappte um sich doch bekam nichts zu fassen. Und wer hatte da gerufen? Beißer gefiel die Sache nicht und er rannte in den Wald hinein, zurück zu seinem Rudel.
"Gute Arbeit!", sagte Boppi zum Fuchs. "Von dir aber auch!", sagte der Fuchs. "Wie der zu dir geguckt hat und ich so voll von der anderen Seite und er dann so: Bin ich dumm?" Sie lachten. Dann fiel ihnen plötzlich wieder ein, wie ernst die Lage war. "Wir müssen sofort alle warnen und die Wiese evakuieren!"
Kapitel 10 - Der große rote Knopf
Boppi und der Fuchs liefen so schnell sie konnten zur Wiese. Boppi flehte dass die Polizisten gehört hatten, was Winner gerufen hatte und dass sie schlau genug waren es ernst zu nehmen und bereits dabei waren die Wiese zu evakuieren und alle Hasen in Sicherheit zu bringen, Boppi konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Regierung der Wunderwiese keinen Notfallplan für genau diese Situation vorbereitet hatte, die alle Bewohner der Wiese von Anfang an gefürchtet und kommen gesehen haben. Es gab im Rathaus bestimmt einen großen roten Knopf, den der Bürgermeister einfach nur drücken musste um allen Bewohnern der Wiese eine sichere Flucht zu ermöglichen.
Boppi und der Fuchs stolperten aus dem Wald und stellten fest, dass die Polizei immer noch dort war, nur hatte sie aufgehört den Waldrand hoch und runter zu laufen, in der Hoffnung Hopper zu finden. Außerdem waren alle Hasen verschwunden, die keine Polizisten waren. Die Polizisten standen nun alle beisammen und besprachen sich offensichtlich. Boppi rannte zu ihnen, der Fuchs folgte ihm zwar, doch jetzt mit etwas Abstand. Als Boppi die Polizisten erreicht hatte, unterbrach er sie ohne darauf zu achten worüber sie sprachen. "Wird die Wiese evakuiert?", fragte Boppi und drängte sich in die Mitte der Polizisten. "Habt ihr gehört was der Wolf gesagt hat? Die Wölfe werden heute Nacht angreifen, und zwar alle! Mit ihrer gesamten Armee!" Niemand sagte ein Wort. Nur ein Vogel fing plötzlich an zu singen, denn es wurde schon wieder morgens. "Hallo?", sagte Boppi und sah die Polizisten einen nach dem anderen an. Der Fuchs kam nun auch dazu. Einer der Polizisten räusperte sich und sagte: "Ja, also es ist so. Wir haben das an die Zentrale weitergeleitet und die prüfen das jetzt." "Die prüfen das jetzt?", fragte Boppi und hatte große Mühe nicht laut loszuschreien. "Ja, die prüfen das jetzt.", sagte der Polizist. "Zeugen werden befragt, Aussagen werden verglichen, Persionalien werden aufgenommen, eventuelle Maßnahmen werden besprochen. So schnell geht das leider nicht." Der Polizist klang wenig überzeugt von seinen eigenen Worten. Dann sagte er: "Ich sag dir ehrlich, ich würde jetzt auch lieber bei meiner Familie sein, aber mein Chef sagt, wir sollen hier die Stellung halten." Boppis Wut auf die Polizisten legte sich auf einen Schlag. "Du musst verstehen,", sagte jetzt ein anderer Polizist, "wenn ich Bürgermeister wäre und das Sagen hätte, dann hätte ich schon längst den großen roten Knopf gedrückt!" "Es gibt einen großen roten Knopf?", fragte Boppi und spitzte die Ohren. "Ja klar, ist für die Einleitung des Evakuierungsprogramms der Wunderwiese im Falle einer Wolfsinvasion." "Bringt mich sofort zum Bürgermeister!", sagte Boppi und versuchte bedrohlich zu klingen, doch es klang eher niedlich. "Sind wenigstens die Bürger informiert? Läuft es auf allen Kanälen in Schleife? Wird es in allen Zeitungen gedruckt?" Wieder trat eine peinliche Stille ein. "Ich verstehe.", sagte Boppi. "Ich verstehe was hier läuft. Aber kein Problem, ich gehe einfach zu Fuß. Ist ja nicht so, dass es zu Fuß mehrere Stunden zum Rathaus dauert und es um Leben und Tot aller, ich wiederhole ALLER Hasen der ganzen Wunderwiese geht. Fuchsi und ich waren ja nur die einzigen Zeugen, die alles hautnah miterlebt haben, aber kein Problem, lasst uns einfach mutterseelen allein stundenlang zum Rathaus laufen, um den roten Knopf zu drücken, den ihr sogar selber gedrückt haben wollt und-". 10 Minuten später hielten sie vor dem Rathaus an. "Danke für's mitnehmen, Leute!", sagte Boppi und stieg mit Fuchsi aus dem Polizeiauto, welches mit quietschenden Reifen wieder zurück fuhr.
Fortsetzung folgt.
Boppi Stoppelschwanz und seine Abenteuer
Changelog (spoiler):
>20 Januar 2025
- Added chapter 10 - Der große rote Knopf
- Added chapter 9 - Beißer
- Added chapter 8 - Hoppers Großmutter
>19 Januar 2025
- Added a 7th Chapter. Chapter 6 is renamed to chapter 7. No more timejumps between chapter 4,5,6 and 7.
- more details in chapter 6
- Added a thing: Mampfi ruft jetzt den Wölfen hinterher, während sie vor dem Blitz in den Wald flüchten, dass dies mit allen Wölfen geschieht, die der Wiese zu nahe kommen.
- Added chapter 5 and finished chapter 6
>18 Januar 2025
- Just addet chapter 6. Chapter 5 will come soon.
- Kapitel 3 und 4 wieder getauscht. Die Hintergrund Information gehört zum Gespräch zwischen den beiden Professoren.
- Lehrerin für Möhrenkunde ist jetzt Professor Flauschfell. Flauschiges Fell, kratziges Gemüt.
- Start writing the story
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Kapitelübersicht:
Kapitel 1 - Boppi und Bibbi Stoppelschwanz
Kapitel 2 - Hopper
Kapitel 3 - Hintergrundgeschichte: Das Bergmonster
Kapitel 4 - Möhrenkunde
Kapitel 5 - Hoppers Plan
Kapitel 6 - Die Fahndung
Kapitel 7 - Winner
Kapitel 8 - Hoppers Großmutter
Kapitel 9 - Beißer
Kapitel 10 - Der große rote Knopf
Kapitel 1 - Boppi und Bibbi Stoppelschwanz
Es war einmal ein kleiner Hase namens Boppi Stoppelschwanz. Boppi lebte mit seiner Familie und anderen Hasenfamilien auf einer Wiese auf einem Berg. Es war eine wunderbare Wiese und die Hasen führten dort ein gutes und zufriedenes Leben. Östlich an die Wiese grenzte ein dunkler Tannenwald in dem Wölfe lebten. Diese kamen jedoch nie über die Grenze zu den Hasen, da sie an einen alten Mythos glaubten, der besagt, dass die Wiese der Hasen von einem uralten Zauber vor den Wölfen beschützt wird. Doch dazu später mehr.
Als Boppi gerade mit seiner kleinen Schwester Bibbi fangen spielte, lief er gefährlich nah an den Rand des verbotenen Waldes. "Boppi bleib stehen! Du läufst zu nah an den Wald!", rief Bibbi. Boppi blieb stehen und sah verängstigt und fasziniert zugleich in den Wald. Bibbi holte ihn ein und schubste ihn weg vom Wald. "Du weißt was Vater erzählt hat. Willst du von einem Wolf gefressen werden?" Boppi zuckte bei dem Gedanken zusammen und machte sich nun endlich mit Bibbi zusammen auf den Weg zurück zu ihrem Kaninchenbau.
Es wurde langsam dunkel. Auf dem Heimweg sagte Boppi zu seiner Schwester: "Meine Freunde sagen, dass ich erst ein echter Hase bin, wenn ich alleine eine Nacht im verbotenen Wald verbracht habe. Hopper sagt, die haben das alle schon einmal gemacht und dass er selbst einmal eine ganze Woche im Wald gewesen sei und alleine gegen hundert Wölfe gekämpft hat. Vielleicht übertreibt er aber auch. Jedenfalls sagen meine Freunde in der Schule, dass ich erst Teil von ihnen bin, wenn ich diese Mutprobe bestanden habe." Bibbi blieb stehen "Das kann nicht dein ernst sein? Was bist du für ein Idiot, dass du diese Lügengeschichten dieser Volltrottel glaubst?" "Du verstehst das nicht!", sagte Boppi. "Dann wäre ich Teil ihrer Gang! Das ist so eine Art Aufnahmebedingung haben die gesagt. Warum sie danach so gelacht haben verstehe ich zwar nicht, aber ist ja auch egal. Ich muss das tun, verstehst du? Heute Nacht!" "Das werde ich Vater sagen!", sagte Bibbi. "Wie bitte?", sagte Boppi wütend. Dann beruhigte er sich plötzlich und sagte: "Nein, das war natürlich nur ein Scherz. Als ob ich so blöd bin und alleine in den dunklen Wald gehe um dort zu übernachten. Haha. Wie blöd muss man sein?" Er lachte theatralisch laut auf. Bibbi schaute ihn misstrauisch und besorgt an. "Ich will dich nicht verlieren.", sagte Bibbi und umarmte ihren Bruder.
Kapitel 2 - Hopper
Am nächsten Tag in der Hasenschule kam Hopper und seine Gang zu Boppi. "Und wie siehts aus?", fragte Hopper und stellte sich Boppi in den Weg, der gerade im Korridor auf dem Weg zum nächsten Unterricht war. "Wirst du eine Nacht im Wald verbringen? Wie wäre es mit heute?" "Weißt du Hopper, ich habs mir anders überlegt.", sagte Boppi und schaute auf den Boden. "Es ist viel zu gefährlich." "Gefährlich? Darum geht es doch du Angsthase." "Hey Hopper.", sagte plötzlich einer aus Hoppers Gang. "Du näherst dich dem Wald doch auch nicht näher als jeder andere. Wann genau warst du eigentlich eine Woche im Wald, nur mit einem Rucksack und dem aller Nötigsten und hast heldenhaft gegen einhundert Wölfe gekämpft?" Hopper wandte sich nun an den, der das gesagt hatte und kam ihm bedrohlich nah. "Willst du mich einen Lügner nennen?", brüllte er. "Wenn ihr unbedingt wollt, dann schlafe ich heute Nacht im Wald!" "Aber du musst mindestens, wie viel waren das? fünfhundert Meter tief rein gehen? Oder wie tief hast du Boppi gesagt, soll er in den Wald gehen?" sagte Bubi, ein Freund von Boppi, der das Gespräche mitbekommen hatte und nun dazu kam. "Fünfhundert?", sagte Hopper sichtlich nervös. "Sagte ich nicht 5 Meter? Also dass er sich dem Wald 5 Meter nähern muss?" "Nein, du sagtest 500 Meter tief IN den Wald gehen, und dort übernachten." "Und wenn ich nicht schlafen kann?", fragte Hopper. "Nimm dir ein Kuscheltier mit ins Bett.", sagte ein kleines Hasenmädchen aus der ersten Klasse, dass gerade vorbei gelaufen war und gehört hatte was Hopper gesagt hatte. "Mach es doch einfach so wie damals, Hopper.", sagte einer aus Hoppers Gang. "Ja, stimmt, kein Problem!", sagte Hopper und richtete seinen Pullover. "Also heute Abend. Wir treffen uns am Waldrand, beim Autowrack, wenn die Dämmerung beginnt. Ich gehe vorher nach Hause und packe ein Kuscheltier äh ich meine alles ein was ich brauche. Schlafsack, genug zu Essen. Genau wie damals, genau wie damals." Hopper murmelte mehr vor sich hin, als dass er mit irgendjemandem der Anwesenden redete. "Du musst das nicht machen.", sagte Boppi, als er Hoppers verängstigten Gesichtsausdruck sah. "Denkst du ich bin ein Angsthase? Natürlich mache ich das! Ich schlafe jedes Wochenende dort und finde schon garkeine Wölfe mehr im Wald, die ich verprügeln könnte. Glaube die sind inzwischen schon längst aus dem Wald ausgewandert wegen mir." "Dann sollte es ja kein Problem für dich sein.", sagte einer aus Hoppers Gang.
Plötzlich kam eine Lehrerin hektisch den Gang entlang gelaufen. Boppi dachte zuerst, sie würde ihm zuwinken, bis er begriff dass sie einem anderen Lehrer zuwinkte. "Professor Hasenfuß, ich habe dich gesucht. Hast du schon die Nachrichten gelesen? Gestern Nacht wurde wieder ein Hase von den Wölfen angegriffen und konnte nur knapp entkommen. Die Biester werden jeden Tag mehr hab ich das Gefühl. Vermehren sich schneller als die Kaninchen. Im Wald wimmelt es nur so von ihnen. Berichten zufolge wurden sie nachts immer häufiger außerhalb des Waldes gesichtet. Wenn das so weiter geht wird unsere gesamte schöne Wiese womöglich noch evakuiert. Und die Schule. Wo sollen wir dann hingehen? Ich habe hier meine Arbeit, meine Kinder, meine Wohnung! Was, wenn die Wölfe meine Kinder fressen? Ich habe es in der Hasenzeitung gelesen! Experten sehen eine Wahrscheinlichkeit, dass womöglich eine Krisensitzung einberufen wird, die darüber entscheiden wird ob die Wiese evakuiert wird. Das sind seriöse Quellen!" "Professor Langohr, jetzt beruhige dich erst einmal und atme tief durch.", sagte Professor Hasenfuß. "Die Wölfe werden den Wald nicht verlassen, dazu haben sie viel zu sehr Angst vor dem Bergmonster." "Aber es gibt kein Bergmonster!", sagte Professor Langohr aufgewühlt. "Das ist nur ein Mythos, der die Wölfe von der Wiese fernhält." "Siehst du?", sagte Professor Hasenfuß. "Die Wölfe müssen ja nicht wissen, dass es nur ein Mythos ist." "Vielleicht haben sie es mittlerweile schon herausgefunden?", entgegnete Professor Langohr. "Der Wald wird ihnen ohnehin langsam zu klein, so wie sich die Biester vermehren. Will garnicht wissen was die essen und woher sie ihre Beute kriegen. Wahrscheinlich überfallen sie Dörfer jenseits des Waldes und unserer Wiese." "Professor Langohr, ich bin sicher, alles wird gut. Bitte entschuldige mich, ich muss jetzt wirklich zu meinem nächsten Unterricht. Und ihr?" Er sprach nun mit mit Boppi, Bubi, Hopper und den anderen, die ihr eigenes Gespräch unterbrochen und gespannt das Gespräch ihrer Lehrer belauscht hatten. "Müsst ihr nicht auch zum Unterricht?"
Die Gruppe zerstreute sich und es dauerte eine Weile bis jeder ausfindig gemacht hatte in welche Richtung er oder sie hoppeln musste, wobei Hopper am häufigsten die Richtung wechselte, weil ihm einzig und allein daran gelegen war, alleine zu sein und mit niemandem von ihnen den Weg zu teilen. Boppi und Bubi machten sich gemeinsam auf den Weg zum Möhrenkunde Unterricht. "Sollen wir einem Lehrer bescheid sagen?", fragte Boppi an Bubi gewandt. "Was meinst du?", fragte Bubi. "Na wegen Hopper.", sagte Boppi. "Warum denn?", sagte Bubi akzelzuckend und Boppi sah, wie er sogar leicht grinste. "Der Mistkerl hat es doch verdient und will es selber so. Geschieht im sogar recht, wenn du mich fragst. Ich meine, so gemein wie er alle immer behandelt." "Was? Getötet zu werden, meinst du, geschieht ihm recht?", fragte Boppi. Dann sagte er entschieden: "Ich werde direkt nach dem Möhrenkunde-Unterricht zu Professor Hasenfuß gehen und ihm von der Sache mit Hopper erzählen." Dann erreichten sie auch schon den Garten, wo der praktische Möhrenkunde Unterricht stattfand.
Kapitel 3 - Hintergrundgeschichte: Das Bergmonster
Die sogenannte Wunderwiese, auf der die Hasen zusammen lebten (und einen beinahe menschliche Zivilisation aufgebaut haben, mit politischen Infrastrukturen samt Einwohnermeldeamt und allem) erhielt ihren Namen vor mehreren Hundert Jahren von ihrem Entdecker 'Mampfi Möhrenzahn', der an diesem Ort damals Zeuge eines erstaunlichen Wunders wurde.
Mampfi entdeckte damals durch Zufall zusammen mit einer Gruppe Flüchtlingen die Wiese, als sie auf der Suche nach einem neuen und sicheren zuhause waren, nachdem sie ihr altes Zuhause verlassen mussten, weil zum Beispiel dort wo ihr Kaninchenbau war, ein Autoparkplatz für Menschen gebaut wurde oder weil ein Wildjäger in ihrem Wald sein Unwesen treibt.
Viele dieser Flüchtlinge schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und suchten gemeinsam ein neues Zuhause. Als Mampfi Möhrenzahn dann mal kurz für kleine Kaninchen hinter einem Baum verschwinden musste, so heißt es in der Legende, sah er sie. Die paradiesischste Wiese, die jemals ein Kaninchen gesehen hat. Mampfi holte schnell die Anderen aus der Gruppe und auch sie waren schlicht überwältigt von dem was sie sahen. Eine Wiese hoch oben auf dem Berg, mit wild wachsenden Möhren und köstlichen Gräsern, soweit das Auge nur reichte und sogar mit einem großen Teich. Mampfi schlug der Gruppe vor, eine Zeit lang hier zu bleiben und sich auszuruhen. Alle waren sofort einverstanden und machten sich über die Karotten her.
Den Hasen gefiel es auf der Wiese so gut, dass sie beschlossen dort zu bleiben und sich ein neues Leben aufzubauen. Das funktionierte auch wunderbar, denn Essen gab es mehr als genug für alle. Die Hasen begannen sich unterirdische Häuser zu bauen und es entstand ein Marktplatz, später kam das erste Rathaus und so wuchs die Hasenstadt in der Wunderwiese. Doch alles fand größtenteils unterirdisch statt.
Eines Tages erkundete Mampfi Möhrenzahn, der zum obersten Bürgermeister der Stadt erklärt wurde, die nähere Umgebung der Wiese und entdeckte den dunklen Nadelwald, in dem die Wölfe lebten. Während einer schrecklichen Begegnung mit ein paar von ihnen versuchte sich Mampfi mit Worten zu retten und sagte zu den Wölfen: "Ihr wisst garnicht wer ich bin! Ich bin oberster Bürgermeister von dieser Wiese. Ihr dürft mich nicht fressen! Das würde für euch schreckliche Konsequenzen haben! Fragt mal den Justizvollstreckungsbeauftragten in unserem Aufsichtsrat! Der wird euch das nicht durchgehen lassen! Mich umzubringen wird euch lebenslänglich ins Gefängnis bringen!" Die Wölfe brachen in lautes Gelächter aus. "Ins Gefängnis", wiederholten sie mit Mühe dabei nicht zu lachen. "Wo ist denn dein Justiz Beauftragter?", fragte der Wolf, der Mampfi am nächsten war und kam Mampfi nun unangenehm nah.
Plötzlich schlug ein Blitz in den Berg ein und löste eine Steinlawine aus, die zwar nur aus der Ferne zu hören war, doch die den Wölfen eine solche Angst einjagte, dass sie panisch davon rannten und in ihrem Rudel die Botschaft verbreiteten, dass die Hasen-Wiese von einem mächten Zauber beschützt wird und dass ein sogenannter "Justizbeauftragter" der Hasen mit Blitzen werfen und Berge zerschmettern kann. Mampfi hatte, wie er später in seinen Niederschriften berichtete, den Wölfen noch hinterher gerufen: "Genau das wird euch geschehen, wenn ihr es wagt dieser Wiese noch einmal zu Nahe zu kommen!"
So kam es, dass die Wölfe es viele, viele Jahre lang nicht mehr wagten einen einzigen Fuß auch nur in die Nähe der Wunderwiese zu setzen, weil sie glaubten dass ein mächtiger Zauber die Hasen dort beschützen würde. Nachdem die Wölfe vor dem Blitz geflüchtet waren, kehrte Mampfi Möhrenzahn in die Stadt zurück und gab ihr den Namen "Wunderwiese".
Kapitel 4 - Möhrenkunde
Bitte entschuldigt den kleinen Ausflug in die Vergangenheit. Also, zurück zu unserer Geschichte. Die Klasse stellte sich um ein Möhrenbeet herum auf, vor dem Professor Flauschfell stand und zur Klasse redete. Boppi und Bubi nannten sie aus Spaß manchmal 'Wuschel' oder 'Professor Wuschel' Professor Flauschfell war ein rundliches Kaninchen mit sehr flauschigem Fell. Professor Flauschfell sagte laut, damit die gesamte Klasse sie hören konnte: "Nachdem wir gestern im Theorieunterricht gelernt haben, wer der Entdecker der Möhre war und uns bereits ein paar Möhrensorten näher angesehen haben, möchte ich jetzt gerne von einem von euch 2 Möhrensorten genannt bekommen und welche Eigenschaften sie auszeichnen. Niemand? Na dann Boppi, weil du dich ganz offensichtlich hinter dem Baum versteckst. Komm bitte hervor und nenne uns wenigstens eine Möhrensorte." Boppi trat schüchtern hinter dem Baum hervor und dachte nach. "Die Rodelika Möhre", sagte Boppi, und sagte damit nur das nach, was ihm gerade Binki zugeflüstert hatte. "Bekannt für äh" Boppi sah hilfesuchend zu Binki, die ihn nicht hängen ließ und flüsterte: "Bekannt für den Anbau auf schweren Böden und lange Lagerdauer." "Danke Binki, das ist korrekt.", sagte Professor Flauschfell und zog sich Handschuhe an. "Für alle, die Binkis Geflüster nicht verstanden haben, wendet euch an Binki. Sie wird es euch erklären. Wie dem auch sei, zufällig habe ich hier ein Beet mit Rodelika Möhren vorbereitet. Aber ich bin sicher, Boppi, das hast du schon erkannt, nicht wahr?" Professor Flauschfell schien bemerkt zu haben, dass sie leicht die Fassung verlor, räusperte sich und fuhr nun mit lauter und gebieterischer Stimme an die Klasse gewandt fort: "Rodelika Möhren zeichnen sich außerdem durch ihre orangenen und abgestumpften Wurzeln aus und-" Boppi wandte sich an Bubi und flüsterte: "Was meinst du was Hopper gerade macht? Glaubst du er lässt für heute den Unterricht sausen und bereitet sich auf die Nacht im Wald vor?" Bubi antwortete nicht, doch beide wechselten bedeutungsvolle Blicke. "Auf jeden Fall ist er verrückt geworden.", sagte Bubi. "Ich meine noch verrückter, als er ohnehin schon war.".
Kapitel 5 - Hoppers Plan
Hopper ging an diesem Tag tatsächlich früher nach Hause, um sich auf seine Nacht im Wald vorzubereiten. Die Lehrer, sowie ausnahmslos alle Schüler (insbesondere diejenigen die von Hopper am häufigsten schikaniert wurden) empfanden seine Abwesenheit als wohltuend und so stellten die Lehrer keine Fragen und taten während ihres Unterrichts so, als wäre die Klasse vollständig.
Als Hopper zuhause ankam, drehte er in seinem Zimmer laut Rockmusik auf, leerte seinen Schulrucksack auf dem Boden in der Mitte seines Zimmers und stopfte eine Decke sowie sein geliebtes Kuscheltier hinein. Es war eine Giraffe und ihr Name war "Giraffilein". Als er Giraffilein in die Augen sah, während er sie in den Rucksack stopfen wollte, hielt Hopper kurz inne. Dann sprach er zu seinem Kuscheltier: "Was soll ich nur machen, Giraffilein? Ich kann doch nicht in den Wald gehen! Ich würde keine 5 Sekunden überleben! Wie bitte, Giraffilein? Ich soll allen die Wahrheit sagen und nicht in den Wald gehen? Giraffilein, da sieht man wieder wie schwach du bist. Emotionen und Empathie ist eine Schwäche der Menschen, die ich nie verstanden habe. Man muss im Leben Macht ergreifen, oder denen folgen, die es tun. So läuft die Welt nunmal. Und du bist auf der falschen Seite, Giraffilein! Ich glaube nämlich, ich sollte meine Freunde und die Anderen anlügen und nur so tun als würde ich in den Wald gehen. Ich sollte am vereinbarten Treffpunkt eine Spur hinterlassen, einen Schuh zum Beispiel, so dass alle denken, dass ich bereits in den Wald gegangen sei. Doch in Wahrheit liege ich schön gemütlich bei meiner Oma auf dem Sofa und gucke Fernsehen. Ich sage ihr einfach, dass unser Hasenbau gerade renoviert wird und ich deshalb für eine Nacht bei ihr schlafen muss. Das ist perfekt!"
Hopper schlich sich in die Küche seiner Mutter, machte sich ein paar Sandwiches und packte sie in seinen Rucksack ein, sowie eine leere Plastikflasche, die er mit Wasser füllte. Seine Oma wohnte weit weg, auf einem Hügel im nördlichen Teil der Wunderwiese. Hoffentlich würde seine Oma ihm wieder diese leckeren Kekse backen, die Hopper so liebte.
Kapitel 6 - Die Fahndung
Währenddessen in der Hasenschule: Nach dem Möhrenkunde Unterricht sagte Boppi zu Bubi: "Also, wir machen es genau so wie geplant! Du redest mit Wuschel oder Hasenfuß oder am besten mit beiden und sagst ihnen alles was du weißt. Binki und ich gehen zu Hopper nach Hause und versuchen ihn zu überzeugen nicht in den Wald zu gehen!"
Boppi und Binki erreichten Hoppers Haus und klingelten. Eine Hasendame mittleren Alters öffnete die Tür. "Guten Tag, wir sind Freunde, ich meine Klassenkameraden von Hopper.", sagte Boppi. "Ist er zufällig zuhause?" "Nein", sagte die Dame desinteressiert und ihre Stimme klang nach 20 Schachteln Zigaretten am Tag. Außerdem roch sie nach Alkohol. Sie sagte: "Der Nichtsnutz hat vor einer Stunde das Haus verlassen. Sagt, er will heute im dunklen Wald übernachten. Soll ich euch übrigens von ihm ausrichten. Was für ein Vollidiot! Betet zu Gott, dass ihn die Wölfe fressen! Wisst ihr, was der Junge mich kostet? Was schaut ihr mich so an? Das war natürlich nur ein Witz! Und jetzt entschuldigt mich bitte, meine Lieblingssendung läuft gleich im Fernsehen und ich wollte mir vorher noch Erdnussbuttertoasts schmieren. Einen schönen Tag noch." Mit diesen Worten knallte sie die Tür zu.
Boppi und Binki standen eine geschlagene Minute vor der Tür und konnten es einfach nicht fassen. Dann sagte Binki schließlich: "Das erklärt Einiges. Was sollen wir jetzt machen?" "Wir gehen zum alten Autowrack, was sonst?", sagte Boppi. "Los, wir müssen uns beeilen!"
Es begann langsam zu dämmern. Sie erreichten das alte Autowrack, wo sie sämtliche Lehrer, so wie die Polizei vorfanden, die den Rand des Waldes absuchten, doch in den Wald hinein zu gehen, schien keiner der Polizisten zu wollen. Boppi entdeckte Professor Langohr, die unter einer Wärmedecke steckte und einen heißen Kaffe trank, den ihr die Polizei gegeben hatte. Sie heulte und schluchzte ständig laut auf und sagte immer wieder: "Warum? Warum ist die Welt so grausam? Er war doch noch so jung!" Bei ihr war Bubi und versuchte sie zu beruhigen. Boppi und Binki gingen rasch zu ihnen hinüber. "Was ist passiert?", fragte Boppi unvermittelt. "Sie haben nur noch einen Schuh von ihm gefunden.", sagte Bubi. "Direkt an der Waldgrenze. Die Polizei hat schon alles abgesucht, aber außer dem Schuh haben sie keine Spur von ihm gefunden." "War die Polizei denn schon einmal IM Wald und hat dort nachgesehen?", fragte Boppi. "Die Polizei hat gesagt das hat keinen Zweck.", sagte Bubi. "Sie sagen, wenn Hopper wirklich im Wald ist, dann ist er bereits tot und es stünde nicht im Verhältnis zum Risiko dem sich die Suchtruppen aussetzen würden, wenn sie selber den Wald betreten. So hat es zumindest der Pressesprecher der Polizei vorhin gesagt." Boppi drehte sich um und sah in den Wald, der schaurig vom Blaulicht der Polizei beleuchtet wurde. "Wir sehen uns später!", sagte Boppi und eilte plötzlich los, wobei ihm noch das Wort 'Hoffentlich' durch den Kopf ging. "Wo willst du hin?", riefen Binki und Bubi gleichzeitig, doch Boppi rannte weiter, ohne ihnen zu antworten. Professor Langohr rief ihm hinterher: "Du bist ein Held, Junge! Rette ihn!" Sie lachte laut auf und Bubi und Binki nahmen nun einen starken Geruch von Alkohol war. In Professor Langohrs Tasse schien sich nicht nur Kaffe zu befinden.
Boppi schlich sich an den Polizisten vorbei und ihm gelang es ohne große Mühe unbemerkt in den Wald zu gelangen. Als er den Wald betrat, wurde es auf einen Schlag unheimlich dunkel um Boppi herum. "Hopper?", sagte Boppi leise. "Bist du hier irgendwo?" Vorsicht ging er weiter in den Wald hinein.
Kapitel 7 - Winner
Boppi hörte einen Wolf laut aufheulen. Er gab sich einen Ruck und ging immer tiefer in den Wald hinein. Es war kein einziger Wolf zu sehen. "Hopper?", flüsterte Boppi ganz leise. "Bist du hier irgendwo?" Boppi ging immer weiter. Plötzlich hörte Boppi ein leises wehklagendes jaulen, nur etwa 10 Meter von ihm entfernt. Boppi erschrak fast zu Tode. Es war ein Wolf, offensichtlich ein junger Wolf, der mit seinem Fuß in einer Falle feststeckte, die der Bauer aufgestellt hatte, um die Wölfe daran zu hindern die Hasen auf der Wunderwiese zu fressen.
Der Wolf, der keine Anstalten machte sich auf Boppi zu stürzen, bat Boppi nun flehend ihn zu befreien. Doch Boppi, starr vor Angst, sagte mit zitternder Stimme: "Du bist ein Wolf. Ich kann dich nicht befreien. Tut mir leid. Du wirst mich sicher fressen." Boppi wandte sich zum gehen ab, doch der Wolf rief: "Warte! Bitte geh nicht!" Seine Stimme klang so ängstlich und verzweifelt, dass Boppi stehen blieb und zögerte. "Du bist ein Wolf!", sagte Boppi erneut und entfernte sich einen weiteren Schritt. "Wenn ich dich befreie, wirst du mich sicher fressen!" Der kleine Wolf jaulte laut auf. Dann sagte er mit gequälter Stimme: "Ich bin nicht wie die anderen Wölfe! Ich glaube an den Frieden und an eine friedliche Ko-Existenz unter allen Lebewesen! Zumindest wünsche ich mir das. Ich esse sogar vegetarisch!", fügte der Wolf hinzu und schaute Boppi ernst in die Augen. "Das würde jeder Wolf behaupten, nur damit ich ihn befreie! Woher weiß ich, dass du nicht lügst?" "Siehst du nicht wie abgemagert ich bin? Mein Vater ist der Anführer der Wölfe und er hasst mich, weil ich anders bin. Deswegen sorgt er dafür, dass ich aus der Familie ausgeschlossen werde und vom Rudel als Rang-Unterster behandelt werde. Er lässt wahrscheinlich nichtmal jemanden nach mir suchen. Aber das würde wohl auch keinen Unterschied machen. Wahrscheinlich würden sie mich hier einfach liegen lassen. Es wäre meinem Vater nur Recht wenn ich sterbe. Aber die sind ohnehin gerade auf der großen Versammlung im Zentrum des Waldes. Niemand wird merken, dass ich weg bin. Ich sollte heute einen Spähertrupp begleiten, der nach dem Justizbeauftragten suchen sollte um seine Existenz zu überprüfen. Immer mehr Wölfe zweifeln an der Existenz dieser Legende." - "Ist ja auch nur eine Geschichte. In Wahrheit hat einfach nur ein Blitz in den Berg eingeschlagen.", sagte Boppi ohne nachzudenken. "Wer daran glaubt muss wirklich blöd sein. Sogar in der Wunderwiese glauben manche Hasen wirklich an das Bergmonster und den Justizbeauftragten, ist das zu glauben? Übrigens, hast du hier einen Hasen vorbeikommen sehen? Groß und muskulös? Mit einem ziemlich fiesen Grinsen im Gesicht?" "Nein, tut mir leid.", sagte der Wolf, der immer noch über das nachdachte, was Boppi über die Sache mit dem Justizbeauftragten gesagt hatte.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte Boppi. "Meinen Namen willst du wissen?", fragte der Wolf und schloss die Augen. "Mein Vater nennt mich seit Jahren immer nur noch 'Loser'. Ich glaube, das ist sogar mein Name. Ich bin 'Loser'." Der Wolf legte sich traurig auf den Boden und rollte sich ein, so gut er es mit der Falle am Bein konnte, doch jaulte laut auf vor Schmerzen.
"Lass mich mal sehen.", sagte Boppi und näherte sich jetzt vorsichtig dem Wolf, der dem Hasen nun seine verletzte Pfote entgegen streckte. Eine scharfe Metallklammer hatte um das Bein des Wolfes zugeschnappt und sich tief ins Bein gebort. Boppi sah hoch zum Wolf, der noch immer nicht den Anschein gemacht hatte Boppi fressen zu wollen, hielt sich nun eine seiner gesunden Pfoten vor die Augen und sagte: "Entschuldigung, ich kann einfach kein Blut sehen? Und was sagst du? Muss ich sterben?" "Nein!", sagte Boppi mit einer Sicherheit in der Stimme, die niemanden überzeugte. Ob die Hasenheilerin der Wunderwiese das wieder hinkriegen würde? Ob sie überhaupt einen Wolf behandeln würde? Boppis Herz raste, während er verzweifelt versuchte die Falle zu öffnen, doch er schaffte es nicht. "Ich schaffe es nicht ohne Hilfe.", sagte Boppi. "Ich muss Hilfe holen. Wie lange sind die anderen Wölfe noch auf der Versammlung oder was auch immer?" "Das ist schwer zu sagen.", sagte der Wolf. "Manchmal dauert es die ganze Nacht, manchmal nur ein paar Stunden. Aber ich glaube die haben zur Zeit viel zu besprechen, so genau weiß ich es aber nicht, weil mein Vater mich aus allen Versammlungen ausschließt."
"Weißt du was?", sagte Boppi schließlich und richtete sich auf. "Ich glaube dir. Und ich gebe dir einen neuen Spitznamen! Wie wäre es mit "Winner"? Der Wolf lächelte. "Das würde mir gefallen.", sagte er. "Winner der Gewinner. Ja das passt zu mir. Winner der Gewinner." Doch dann wurde er mit einem Mal wieder traurig und sagte: "Aber erstmal muss ich hier aus der Falle herauskommen." "Ich hole Hilfe, warte hier auf mich!", sagte Boppi und zögerte dann. "Also du kannst ja eh nicht weglaufen, bitte entschuldige." "Bitte beeil dich einfach!", sagte der Wolf. Boppi rannte zurück zur Wunderwiese.
Kapitel 8 - Hoppers Großmutter
Hopper kam endlich am Haus seiner Großmutter an und klingelte an der Tür. Diese öffnete sich zu Hoppers großer Erleichterung und da stand seine Großmutter, die er, wenn Hopper so darüber nachdachte, vielleicht ein wenig häufiger hätte besuchen sollen in den letzten Jahren. "Junge, du bist es. Was für eine Überraschung. Du bist groß geworden. Komm doch rein, komm doch rein. Man, wie lange ist es her das wir uns das letzte Mal gesehen haben?" "Viel zu lange!", sagte Hopper und betrat das Haus seiner Großmutter. Es roch stark nach alten Menschen. "Großmutter", begann Hopper unsicher. "Unser Hasenbau wird gerade renoviert und ich wollte fragen, ob ich heute Nacht hier schlafen kann. Du hast doch oben ein Gästezimmer." "Ja natürlich, kein Problem.", sagte seine Oma. "Wo schlafen denn deine Eltern? Und wie geht es denen überhaupt? Man ich höre ja so selten von euch." "Die haben sich ein Hotel genommen.", log Hopper mühelos. "Aber ich habe gesagt, dass ich lieber meine gute alte Oma besuchen möchte als in einem 5 Sterne Hotel zu übernachten." "Fünf Sterne?", fragte die Großmutter beeindruckt. "Hat deine Mutter endlich einen Job gefunden? Hätte ruhig auch herkommen können. Platz habe ich hier genug. Oder will sie mich nicht sehen? Das verstehe ich natürlich.", sagte sie und lachte. "Ist sie noch mit diesem Typen zusammen? Wie heißt der nochmal? Aber was rede ich, soll ich dir etwas zu Essen machen? Hast du Hunger?" "Ja, das wäre nett.", sagte Hopper. "Und er heißt David. Und es ist kompliziert." Die Oma ging in die Küche und fing an Essen für Hopper zu kochen und sagte: "Du kannst deine Sachen nach oben bringen, du kannst im rechten Gästezimmer schlafen." Hopper brachte seine Tasche nach oben in sein Zimmer, kam dann wieder nach unten, ging ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher an und legte sich aufs Sofa. Er zappte durch die Fernsehkanäle, bis er einen Sender gefunden hatte, der ihm gefiel. Es war der Sportsender bei dem gerade ein brutaler Wrestling kampf übertragen wurde. Als die Oma mit Tellern und Besteck ins Wohnzimmer kam, schimpfte sie: "Zieh die Schuhe aus wenn du auf dem Sofa liegst! Und wehe du verstellst mir da irgendwas an der Fernbedienung! Und kein PayTV! Ich zahle bis heute die letzte Rechnung ab, die du damals verursacht hast!" Die Großmutter stellte die Teller auf den Esstisch, legte das Besteck daneben und ging zurück in die Küche. Plötzlich wurde der Wrestling kampf unterbrochen, von, wie es hieß, einer wichtigen Sondermeldung. Zu sehen war nun ein Moderator vor einem alten Autowrack, im Hintergrund der verbotene Wald. Der Moderator stand genau dort, wo Hopper seinen Schuh hingeworfen hatte, um eine falsche Spur zu legen. "Hasenjunge vermisst", hieß es im Titel des Nachrichten Beitrags. Hopper griff panisch nach der Fernbedienung und senkte die Lautstärke. Nach einer Ewigkeit fing der Moderator an zu sprechen, er schien nicht verstanden zu haben, dass er bereits live ist. Hopper drehte sich alle zwei Sekunden um, aus Angst, dass seine Oma aus der Küche kam. Doch diese brutzelte gerade scheinbar Fett in der Pfanne und das war so laut, dass sie bestimmt nichts hören würde. "Meine Damen und Herren", sagte der Moderator endlich. "Ich stehe hier an einem schrecklichen Unfallort, zumindest spricht alles dafür, dass sich hier ein grausamer Todesfall zugetragen hat. Wahrscheinlich wurde der seit heute Nachmittag vermisste Hopper brutal von einem Wolf angefallen und in den Wald verschleppt. Die Polizei sucht bereits seit Stunden und auch Freunde und Lehrer seiner Schule sind hier. Es sind tragische Bilder." Dann gab es einen Schnitt und zu sehen war Professor Langohr, die laut wehklagte: "Das wird uns bald allen widerfahren, wenn wir die Zeichen nicht deuten! Er war doch noch so jung! Warum ist die Welt nur so ein finsterer Ort!" Dann gab es wieder einen Schnitt, und zusehen waren Bubi und Binki. Bubi sagte: "Er war ein ziemlicher Mistkerl und hat alle schlecht behandelt und er wollte ja freiwillig in den-" Binki stieß ihm hart in die Rippen. "Äh ich ich meine", fuhr Bubi mit schmerzerfüllter Stimme fort: "Wir trauern um unseren hochgeschätzten Klassenkameraden und Freund und Helfer und" Dann wurde zurück zum Moderator geschnitten. "Liebe Zuschauer, ihr seht, es ist ein Schock für alle, was hier passiert ist. Der Junge gilt noch immer als vermisst. Wenn ihr ihn seht (jetzt wurde ein Foto von Hopper eingeblendet mit einer Telefonnummer), ruft bitte die Polizei oder diese Nummer hier an." Hopper drückte auf den Knopf auf der Fernbedienung um den Sender zu wechseln. Doch auf dem nächsten Sender lief der gleiche Beitrag, nur zeitversetzt. Und so war es auf allen Sendern. Hopper versank immer tiefer im Sofa. Dann schaltete er den Fernseher aus. Seine Oma kam rein, mit einem köstlich riechendem Essen, stellte es auf den Tisch und sagte: "Kommst du, Hopper? Ich habe dein Lieblingsessen gemacht und schonmal die Zutaten für den Teig rausgesucht, damit ich dir die Kekse backen kann, die du immer so gerne magst." Hopper versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen, und schnitt eine Grimasse. Er setzte sich zu seiner Oma, und tat sich Essen auf den Teller.
In dieser Nacht fand Hopper keine Ruhe und erst recht keinen Schlaf. Er lag mit offenen Augen und hellwach in seinem Bett. Er hatte irgendwie so ein dumpfes Gefühl, dass die ganze Sache vielleicht ein böses Nachspiel haben könnte, wenn er jetzt nicht jeden Schritt genau plante. Als erstes musste er das Kabel vom Fernseher seiner Oma durchschneiden, damit sie morgen keine Nachrichten gucken konnte. Ebenfalls würde er die Zeitung abfangen müssen. Dann musste er eine neue Identität annehmen, das war ganz klar. Er würde nie wieder in sein eigenes Leben zurückkehren können.
Hopper stand von seinem Bett auf, zitterte kurz weil es so kalt war außerhalb seiner warmen Bettdecke, schlich sich muksmäuschenstill hinunter ins Erdgeschoss, wo er zuerst in die Küche schleichen und sich eine Schere nehmen wollte mit der er das Kabel vom Fernseher durchschneiden konnte, doch als er unten im Flur ankam, hörte er plötzlich Geräusche aus dem Wohnzimmer. Hopper schlich sich zur Wohnzimmertür, die immer offen stand und bekam einen Schock. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. Der Raum war dunkel und wurde nur durch die Mattscheibe des Fernsehers beleuchtet. Seine Oma saß vor dem Fernseher, mit dem Rücken zur Tür in ihrem Sessel und im Fernsehen lief ein Beitrag über seinen vermeintlichen Tot. Der Sprecher sagte gerade: "Vertraulichen Quellen nach ist Hopper freiwillig in den Wald hinein gegangen, um seine Mitschüler zu beeindrucken."
Hopper trat ins Wohnzimmer und sagte laut: "Ich kann das alles erklären!". Seine Oma lies einen lauten Schnarcher hören. Hopper ging um den Sessel seiner Oma herum, sah ihr ins Gesicht und stellte fest, dass sie tief und fest schlief.
Der Sprecher im Fernsehen sagte: "Das waren die neusten Updates, wir melden uns wieder wenn wir genaueres wissen. Wir schalten zurück zum regulären Fernsehprogramm." Es gab einen Piepton und nun war zu sehen wie eine bunt gekleidete Frau kosmische Karten auslegte und den Zuschauern ihre Zukunft vorraussagte, sofern sie für teures Geld anriefen.
Hopper griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Er schlich sich in die Küche und suchte nach der Küchenschere, achtsam darauf bedacht, nicht das leiseste Geräusch zu machen. Er fand die Schere in einer Schublade. Jetzt schlich er sich mit der Schere in der Hand zurück ins Wohnzimmer oder hatte dies zumindest vor, erschrak jedoch fast zu Tode, als plötzlich der dunkle Umriss seiner Oma in der Wohnzimmertür auftauchte, während sie in den Flur schlurfte. "Noch wach?", fragte seine Oma. "Ne, muss nur kurz auf Toilette.", sagte Hopper und versteckte die Schere hastig hinter seinem Rücken. "Oben ist auch ein Badezimmer, das weißt du doch.", sagte seine Oma. "Ach stimmt, hab ich ganz vergessen. Naja, dann gute Nacht." Hopper ging nun ins Badezimmer, obwohl er garnicht auf Toilette musste. Hatte sie den Fernsehbeitrag gesehen und sagte nur nichts? Wollte sie bis morgen warten? Hopper wartete bis er die Schlafzimmertür von seiner Großmutter ins Schloss fallen hörte und schlich sich dann auf leisen Sohlen ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Es lief noch immer die Sendung mit der Wahrsagerin. Er schaltete den Fernseher wieder aus, zog das Kabel aus der Steckdose und wollte gerade das Kabel durchschneiden, als ihm in den Sinn kam, dass es womöglich reichen würde einfach nur den Stecker zu ziehen. Die Steckdose war sogar für den sportlich gebauten Hopper so schwer zugänglich und so dermaßen eingestaubt, dass es für seine Oma unmöglich sein musste die Steckdose zu erreichen. Wahrscheinlich würde sie ihn morgen bitten nachzuschauen, wo das Problem liegt. Oder sie würde ihn für das Problem verantwortlich machen und einen Techniker anrufen. Es wäre schwierig ein durchgeschnittenes Kabel zu erklären. Hopper lies die Schere sinken. Das war knapp. Dann bekam er es mit der Angst zu tun. Was, wenn der Techniker ihn aus dem Fernsehen erkennen würde? Ihm wurde heiß. Er ging zurück in sein Zimmer.
Kapitel 9 - Beißer
Winner schaute Boppi nach, bis dieser nicht mehr zu sehen war. Dann seufzte er und ließ sich wieder zu Boden sinken. Der Hase würde nicht zurückkommen, dachte Winner und starrte traurig in die Dunkelheit. Er hatte so doll Hunger, dass es wehtat. Plötzlich trat eine große schwarze Gestalt aus der Dunkelheit und blieb vor Winner stehen. Es war der gemeine Wolf Beißer. Er war oberster Söldner und Kriegsberater des Alphawolfes, Winners Vater. "Habe ich da gerade richtig gehört?", sagte Beißer mit ruhiger aber erregter Stimme. "Die Legende ist eine Lüge? Es gibt keinen Justizbeauftragten der uns etwas anhaben könnte? Keine Magie, die uns daran hindert die Hasen auf der, wie nennen sie es, Wunderwiese, zu fressen?" Während er sprach kam er Winner immer näher, der zurückwich bis die Kette es nicht weiter zuließ. "Keine Blitze die uns treffen werden, keine Bergmonster die uns auffressen werden? Weißt du was, Loser? Ich war nicht der Einzige, der euch zwei Hübschen belauscht hat. In diesem Moment ist ein weiterer Wolf, ein persönlicher Begleiter von mir, auf dem Weg zu deinem Vater, um ihm die freudige Botschaft mitzuteilen."
"Der Hase ist bestimmt nur ein Spinner!", sagte Winner. "Er weiß nicht wovon er redet! Es hat ja nie ein Wolf gewagt, je wieder die Wiese zu betreten." Im selben Moment bereute er seine Worte. "Du hast Recht.", sagte Beißer. "Wir müssen einen Test machen." Mit einer Pfote drückte Beißer die Klammer, die Winner gefangen hielt auf den Boden während er mit seinem Unterkiefer die Klammer aufbog, bis sie mit einem lauten Knall aufsprang und Metallsplitter in sämtliche Richtungen schossen. "Wenn du versuchst wegzurennen, werde ich dich töten. Verstanden?" "Ja, verstanden.", sagte Winner. "Wir beide gehen jetzt zur Grenze, und du wirst das Versuchskaninchen sein, alles klar? Irgendwelche Einwände? Na dann los, beweg dich! Dein Vater wäre bestimmt stolz zu hören, dass du dich der Wissenschaft geopfert hast." "Warum bist du eigentlich nicht bei der Versammlung?", fragte Winner. "Ach weißt du, aus irgendeinem Grund fand ich es spannender herauszufinden wo du bist und was du machst. Offensichtlich war ich da der einzige Wolf des ganzen Rudels, der sich gefragt hat wo du steckst. Dein Vater schien nichtmal bemerkt zu haben, dass du weg bist. Ich sagte deinem Vater, ich würde später zur Versammlung dazu stoßen, da ich noch eine Angelegenheit zu prüfen hätte, die sich leider nicht verschieben lässt. Siehst du welche Macht ich habe? Siehst du, wie wichtig ich bin? Selbst der König unseres Rudels wartet auf mich und meine Angelegenheiten. Und wie es aussieht hat sich meine kleine Beschattung gelohnt."
Sie gingen immer weiter in Richtung Waldgrenze. "Aber nichtsdestotrotz sollten wir uns beeilen, denn zugegeben, ich will die Geduld deines alten Vaters nicht ohne Grund strapazieren." "Warte!", sagte Winner plötzlich und blieb stehen. "Was ist?", sagte Beißer und knurrte Winner wütend an. "Nichts, aber wenn wir warten strapazieren wir die Geduld meines Vaters." Beißer, der mindestens doppelt so groß war wie Winner, kam ihm nun ganz nah und sagte leise: "Das war lustig. Doch noch so ein Ding und du bist tot." Winner war in aller Verzweiflung kurz davor Beißer erneut zu provozieren, doch dann kam ihm eine bessere Idee und er schwieg.
Sie gingen weiter. Als sich der Wald langsam lichtete und das Ende in Sicht war, sahen sie das Blaulicht der Hasen-Polizei, die noch immer auf der Suche nach Hopper war. "Was ist da los?", fragte Beißer. "Ich weiß es auch nicht.", sagte Winner langsam, und rannte dann plötzlich wie um sein Leben in Richtung des Blaulichts und schrie: "DIE WÖLFE KOMMEN! SIE WERDEN HEUTE NACHT DIE WIESE ANGREIFEN! FLIEHT! BRINGT EUCH IN SICHERHEIT!" Dann machte er kehrt und stürzte sich auf Beißer, der ihn mühelos abwehrte. Winner stürzte zu Boden, rappelte sich wieder auf und rannte gerade noch rechtzeitig los, um Beißer auszuweichen der sich auf ihn gestürzt hatte. Um Beißer von den Hasen wegzulocken, rannte Winner wieder in den Wald hinein, doch wurde schnell von Beißer eingeholt und genau in dem Moment als Beißer sprang, sein Maul öffnete und Winner die Kehle durchbeißen wollte, schlug jemand oder etwas Beißer ins Gesicht, so dass dieser für eine Sekunde nichts sah, die Orientierung verlor und gegen einen Baumstamm krachte. Für einen Moment lag Beißer bewusstlos am Boden. "Lauf weg Winner!", schrie Boppi in die Dunkelheit. Und die Dunkelheit antwortete: "Sie wissen es! Sie haben uns belauscht! Sie werden kommen! Wahrscheinlich heute Nacht!" Dann kam Beißer wieder zu sich und richtete sich auf, wenn auch etwas wackelig. Etwas Rotes hatte sich auf ihn gestürzt. Doch was war es gewesen? Und wo war es jetzt? "Hier drüben!", rief eine Stimme von rechts. Der Wolf wandte sich um und bekam im selben Moment von der anderen Seite einen heftigen Schlag gegen den Kopf. Es war wieder dieses elende rote Ding gewesen. Beißer schnappte um sich doch bekam nichts zu fassen. Und wer hatte da gerufen? Beißer gefiel die Sache nicht und er rannte in den Wald hinein, zurück zu seinem Rudel.
"Gute Arbeit!", sagte Boppi zum Fuchs. "Von dir aber auch!", sagte der Fuchs. "Wie der zu dir geguckt hat und ich so voll von der anderen Seite und er dann so: Bin ich dumm?" Sie lachten. Dann fiel ihnen plötzlich wieder ein, wie ernst die Lage war. "Wir müssen sofort alle warnen und die Wiese evakuieren!"
Kapitel 10 - Der große rote Knopf
Boppi und der Fuchs liefen so schnell sie konnten zur Wiese. Boppi flehte dass die Polizisten gehört hatten, was Winner gerufen hatte und dass sie schlau genug waren es ernst zu nehmen und bereits dabei waren die Wiese zu evakuieren und alle Hasen in Sicherheit zu bringen, Boppi konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Regierung der Wunderwiese keinen Notfallplan für genau diese Situation vorbereitet hatte, die alle Bewohner der Wiese von Anfang an gefürchtet und kommen gesehen haben. Es gab im Rathaus bestimmt einen großen roten Knopf, den der Bürgermeister einfach nur drücken musste um allen Bewohnern der Wiese eine sichere Flucht zu ermöglichen.
Boppi und der Fuchs stolperten aus dem Wald und stellten fest, dass die Polizei immer noch dort war, nur hatte sie aufgehört den Waldrand hoch und runter zu laufen, in der Hoffnung Hopper zu finden. Außerdem waren alle Hasen verschwunden, die keine Polizisten waren. Die Polizisten standen nun alle beisammen und besprachen sich offensichtlich. Boppi rannte zu ihnen, der Fuchs folgte ihm zwar, doch jetzt mit etwas Abstand. Als Boppi die Polizisten erreicht hatte, unterbrach er sie ohne darauf zu achten worüber sie sprachen. "Wird die Wiese evakuiert?", fragte Boppi und drängte sich in die Mitte der Polizisten. "Habt ihr gehört was der Wolf gesagt hat? Die Wölfe werden heute Nacht angreifen, und zwar alle! Mit ihrer gesamten Armee!" Niemand sagte ein Wort. Nur ein Vogel fing plötzlich an zu singen, denn es wurde schon wieder morgens. "Hallo?", sagte Boppi und sah die Polizisten einen nach dem anderen an. Der Fuchs kam nun auch dazu. Einer der Polizisten räusperte sich und sagte: "Ja, also es ist so. Wir haben das an die Zentrale weitergeleitet und die prüfen das jetzt." "Die prüfen das jetzt?", fragte Boppi und hatte große Mühe nicht laut loszuschreien. "Ja, die prüfen das jetzt.", sagte der Polizist. "Zeugen werden befragt, Aussagen werden verglichen, Persionalien werden aufgenommen, eventuelle Maßnahmen werden besprochen. So schnell geht das leider nicht." Der Polizist klang wenig überzeugt von seinen eigenen Worten. Dann sagte er: "Ich sag dir ehrlich, ich würde jetzt auch lieber bei meiner Familie sein, aber mein Chef sagt, wir sollen hier die Stellung halten." Boppis Wut auf die Polizisten legte sich auf einen Schlag. "Du musst verstehen,", sagte jetzt ein anderer Polizist, "wenn ich Bürgermeister wäre und das Sagen hätte, dann hätte ich schon längst den großen roten Knopf gedrückt!" "Es gibt einen großen roten Knopf?", fragte Boppi und spitzte die Ohren. "Ja klar, ist für die Einleitung des Evakuierungsprogramms der Wunderwiese im Falle einer Wolfsinvasion." "Bringt mich sofort zum Bürgermeister!", sagte Boppi und versuchte bedrohlich zu klingen, doch es klang eher niedlich. "Sind wenigstens die Bürger informiert? Läuft es auf allen Kanälen in Schleife? Wird es in allen Zeitungen gedruckt?" Wieder trat eine peinliche Stille ein. "Ich verstehe.", sagte Boppi. "Ich verstehe was hier läuft. Aber kein Problem, ich gehe einfach zu Fuß. Ist ja nicht so, dass es zu Fuß mehrere Stunden zum Rathaus dauert und es um Leben und Tot aller, ich wiederhole ALLER Hasen der ganzen Wunderwiese geht. Fuchsi und ich waren ja nur die einzigen Zeugen, die alles hautnah miterlebt haben, aber kein Problem, lasst uns einfach mutterseelen allein stundenlang zum Rathaus laufen, um den roten Knopf zu drücken, den ihr sogar selber gedrückt haben wollt und-". 10 Minuten später hielten sie vor dem Rathaus an. "Danke für's mitnehmen, Leute!", sagte Boppi und stieg mit Fuchsi aus dem Polizeiauto, welches mit quietschenden Reifen wieder zurück fuhr.
Fortsetzung folgt.
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